Definition: Bei der Alkoholhalluzinose handelt es sich um eine seltene Wahrnehmungsstörung in Form einer akustischen Halluzination, die im Zuge einer chronischen Alkoholabhängigkeit auftritt und über Wochen bis Monate anhalten kann.

 

Epidemiologie: Sie manifestiert sich im Vergleich zum Alkoholdelir deutlich seltener.

 

Klinik: Das klinische Bild ist gekennzeichnet durch:

I: Akustische Halluzinationen: (= Bedrohungscharakter)

→ 1) Sie haben meist einen bedrohenden, beschimpfenden Charakter, häufig kombiniert mit paranoiden Denkinhalten (u.a. Verfolgungsgefühl).

→ 2) Die Patienten wissen im Vergleich zu anderen Halluzinationen, (Schizophrenie), dass sie halluzinieren (Pseudohalluzinationen) und haben keinen Realitätsverlust. 

II: Bewusstseinsstörungen, Desorientierung sowie vegetative Entgleisungen fehlen typischerweise.

→ III: Die Grundstimmung ist ängstlich, psychomotorisch erregt, panisch, eventuell aber auch depressiv.

 

Krankheitsverlauf:

→ I: Akuter Beginn, der in den meisten Fällen über Wochen bis zumeist maximal 6 Monate besteht und sich bei absoluter Abstinenz zurückbildet (reversibel).

II: Wird der Alkoholkonsums fortgeführt oder persistiert die Symptomatik > 6 Monate ist die Prognose ungünstig und kann in eine chronische Verlaufsform übergehen; nicht selten ist dann der mögliche Endzustand das Korsakow-Syndrom.

 

→ Differenzialdiagnose: Die Alkoholhalluzinose ist z.T. nur schwierig vom Delirium tremens abzugrenzen, da beiden Krankheitsbildern die Symptome Angst und psychomotorische Erregtheit gemeinsam sind. Nur die akustischen Halluzinationen sowie das nahezu vollständige Fehlen von Orientierungsstörungen und vegetativen Symptomen spricht für die Alkoholhalluzinose.

 

 Therapie:

→ I: Initial steht die absolute Alkoholkarenz im Vordergrund,

II: Bei psychotischen Symptomen kann zusätzlich ein Antipsychotikum wie Haloperidol oder ein atypisches Neuroleptikum in niedriger Dosierung appliziert werden.

 

→ Prognose: Bei vollständiger Abstinenz zumeist gut, da die Alkoholhalluzinose grundsätzlich reversibel ist. Bei fortgesetztem Tinken treten häufig Rezidive auf bzw. die Symptomatik persistiert und wird chronisch (in dieser Situation ist die Prognose ungünstig, da die klinischen Symptome nur noch schlecht auf Antipsychotika ansprechen).

 

 

Alkoholischer Eifersuchtswahn / Othello-Syndrom:

Definition: Bei der chronischen Alkoholabhängigkeit kann sich sehr selten ein isolierter Wahn entwickeln, der die unwiderrufliche Überzeugung vom eigenen Partner betrogen zu werden, beinhaltet. Somit sind beim alkoholischen Eifersuchtswahn vor allem nachfolgende Wahninhalte von großer Bedeutung:  

I: Eifersuchtswahn und

→ II: Verfolgungswahn, insbesondere bei einer paranoid-ängstlichen Grundstimmung.

 

 Klinik: Die Symptomatik beginnt häufig schleichend und dehnt sich im weiteren Krankheitsverlauf chronisch-progredient aus; sie kann sich jedoch auch akut im Rahmen eines Delirs manifestieren.

→ I: Die Betroffenen haben die unkorrigierbare Überzeugung, dass ihr Partner untreu ist. Dies hat insbesondere forensische Bedeutung, da es nicht selten zu partnerschaftlichen Auseinandersetzungen, Gewalttaten bis hin zu Tötungsdelikten kommen kann (fremdaggressives Verhalten).

→ II: Der alkoholische Eifersuchtswahn manifestiert sich nur sehr selten und betrifft überwiegend Männer.

 

Therapie:

→ I: Erreichen einer absoluten Alkoholabstinenz.

II: Psychotherapeutische Unterstützung sowie die Substitution von hochpotenten Antipsychotika, die nur sehr langsam zur Rückbildung des Eifersuchtswahn führen.

 

Prognose: Die Prognose ist zumeist sehr schlecht, da sich die Symptomatik unter absoluten Abstinzenzbedingungen nur sehr langsam zurückbildet