→ Definition:
→ I: Bei der Perikarditis handelt es sich um eine Entzündung des Herzbeutels (Lamina visceralis, Lamina parietalis) mit möglicher Ergussbildung. Eine häufige Spätkomplikation ist die Pericarditis constrictiva.
→ II: Sie zeigt in einem hohen Prozentsatz (80%) charakteristische EKG-Veränderungen (= EKG-Veränderungen bei der Perikarditis spezifisch).
→ EKG-Veränderungen:
→ I: Akutphase:
→ 1) Initial stellt sich bei der Perikarditis eine meist konkave ST-Strecken-Hebung, die aus dem aufsteigenden Ast der S-Zacke hervorgeht, dar.
→ 2) Hierbei ist jedoch im Vergleich zum Myokardinfarkt die positive T-Welle gut abgrenzbar.
→ 3) Die ST-Streckenhebung ist oftmals in allen EKG-Ableitungen (Brustwand- /Extremitätenableitungen), besonders häufig jedoch in II, III (nach Einthoven), aVF sowie den Brustwandableitungen V4-V6 nachweisbar.
→ II: Perikarderguss:
→ 1) Entwickelt sich im Zuge der Entzündung ein Perikarderguss, bildet sich je nach Ergussmenge ein Niedervoltage-EKG (= Abnahme der P-, QRS- und T-Amplitude) aus.
→ 2) Evtl. Nachweis eines elektrischen Alternans. Hierbei bestehen alternierend hohe und niedrige R-Zacken innerhalb des EKGs. Die Erregungsausbreitung variiert von Aktion zu Aktion. Er entsteht meist im Zuge einer schweren Myokardschädigung und ist unter anderem bei einer Linksherzdekompensation, bei schweren Perikardergüssen, sowie einem Myokardinfarkt mit Lungenödem nachweisbar (prognostisch ungünstig).
→ Klinisch-relevant: Niedervoltage-EKG:
→ A) Von einem Niedervoltage-EKG spricht man, wenn in den Brustwandableitungen der QRS-Komplex < 7mm (= 0,7mV) und in den Extremitätenableitungen < 5mm (= 0,5mV) ist.
→ B) Man unterscheidet hierbei zwischen:
→ 1) Periphere Niedervoltage: Es sind nur die Extremitätenableitungen (< 0,5mV) betroffen.
→ 2) Zentrale Niedervoltage: Es besteht eine Beteiligung der Brustwandableitungen (< 0,7mV).
→ 3) Differenzialdiagnose: Das Niedervoltage EKG tritt auch bei Adipositas, Myokarditis, Amyloidose, Lungenemphysem, Perikarditis constrictiva und Herzbeuteltamponade auf.
→ III: Chronische Perikarditis: Im weiteren Krankheitsverlauf findet eine Normalisierung der ST-Strecke statt und gleichzeitig entwickelt sich eine T-Negativierung unterschiedlichen Ausmaßes bis hin zu einer terminalen-T-Negativierung. Sie bildet sich meist über Jahre zurück, kann aber auch dauerhaft bestehen.
→ IV: Weitere Veränderungen:
→ 1) Rhythmusstörungen wie das Vorhofflimmern und
→ 2) Tachykardien sind möglich.
→ Differenzialdiagnose: Differenzialdiagnostisch muss von der Perikarditis (bzw. Perimyokarditis) der Myokardinfarkt abgegrenzt werden. Dies erweist sich z.T. als sehr schwierig, da die Kreatinkinase und die Troponine (I und T) bei beiden Krankheitsbildern erhöht sein können.