→ Definition: Von einer Hypermagnesiämie spricht man erst bei einer Magnesium-Serumkonzentration von > 1,6mmol/l (> 4mg/dl), da leichte Hypermagnesiämien (> 1,05mmol/l) klinisch nicht relevant sind.
→ Ätiologie:
→ I: Sie entsteht zumeist infolge einer verminderten renalen Mg2+-Ausscheidung bei akuter oder chronischer Niereninsuffizienz. Zumeist manifestiert sich eine ausgeprägte Hypermagnesiämie erst bei einer Reduktion der glomerulären Filtrationsrate um > 90%.
→ II: Verschiebung von Magnesium aus dem Intrazellularraum bei Rhabdomyolyse, Verbrennung und bei der diabetischen Ketoazidose.
→ III: Weitere Erkrankungen, die mit einer Hypermagnesiämie einhergehen, sind Nebennierenrindeninsuffizienz (verursacht durch die Wirkung des Aldosterons auf Mg2+), Akromegalie, seltener Hyperparathyreoidismus, sowie medikamenteninduziert bei Mg2+-haltigen Antazida und der Lithiumintoxikation.
→ IV: Iatrogen: Bei parenteraler Magnesium-Substitution.
→ Klinik: Klinische Symptome treten zumeist erst bei einer Magensiumserumkonzentration von > 2mmol/l (= 5mg/dl) auf und umfassen:
→ I: Magnesium hemmt die Freisetzung von Acethylcholin an der motorischen Endplatte und induziert somit Muskelschwäche, Parästhesien, Hyporeflexie und schlaffe Lähmungen.
→ II: Respiratorisch: Bei schwerer Hypermagnesiämie (> 3,5mmol/l = 8,75mg/dl) ist mit einer respiratorischen Insuffizienz mit Hypoventilation bis hin zur Atemlähmung (Magnesium-Narkose) zu rechnen.
→ III: Kardial: Hypotonie, Störungen des kardialen Reizleistungssystems mit Bradykardie bis hin zum Herzstillstand (bei Serumkonzentration von 5mmol/l = 125mg/dl).
→ IV: Weitere Symptome: Sind Übelkeit, Erbrechen, Obstipation.
→ Diagnose:
→ I: Labor: Bestimmung der Serum-Magnesiumkonzentration und weiterer Elektrolyte, sowie der Nierenparameter (Kreatinin, Harnstoff) und der Mg2+-Ausscheidung im 24h-Sammelurin.
→ II: EKG: Verlängerung der QT-Zeit, schenkelblockartige Verbreiterung des QRS-Komplexes (EKG-Befund: Schenkelblock allgemein) und T-Wellen-Erhöhung.
→ Therapie:
→ I: Allgemeinmaßnahmen: Bei leichteren Formen kann eine magnesiumarme Kost sowie das Absetzten magnesiumhaltiger Pharmaka hilfreich sein.
→ II: Medikamentös:
→ 1) Bei iatrogen-verursachter Hypermagnesiämie aufgrund einer parenteralen Zufuhr wirkt Kalzium intravenös als Antidot.
→ 2) Besteht eine ausgeprägte Hypermagnesiämie mit klinischen Symptomen können u.a. die Applikation von Schleifendiuretika, Infusionen mit Kalziumglukonat (10%ig) oder Glukose-Insulin Infusionen indiziert sein.
→ 3) Bei manifester Niereninsuffizienz mit konsekutiver erhöhter Mg2+ und K+-Serumkonzentration ist eine Hämodialyse obligat.