→ Definition: Bei der Thombophilie handelt es sich um eine hereditäre oder erworbene Gerinnungsstörung, bei der es zum vermehrten Auftreten von thromboembolischen Ereignissen kommt. Abhängig vom Auftreten einer charakteristischen klinischen Symptomatik differenziert man zwischen einer asymptomatischen und symptomatischen (= klinisch manifesten) Form.
→ Ätiopathogenese: Physiologische Inhibitoren der Hämostase begrenzen und kontrollieren die Gerinnungsaktivität und verhindert somit einer überschießende Fibrin-Bildung in den Gefäßen. Manifestieren sich diesbezüglich Verminderungen bzw. Defekte der Inhibitoren so kommt es zur Hyperkoagulabilität (die überwiegend das venöse System betreffen). Nach dem Entstehungsmechanismus unterscheidet man zwischen einer angeborenen und erworbenen Thrombophilie.
→ Klinik: Zu den charakteristischen Symptomen einer Thrombophilie zählen insbesondere:
→ I: Frühes Alter der Erstmanifestation (zumeist vor dem 40. Lebensjahr).
→ II: Spontanthrombosen oder im Verhältnis zum Stimulus mit überschießender Ausprägung.
→ III: Ungewöhnliche, wechselnde oder ausgedehnte Lokalisationen.
→ IV: Weitere Symptome: Sind u.a.:
→ 1) Häufige Rezidive,
→ 2) Eine deutliche familiäre Disposition.
→ 3) Abortneigung, etc.
→ Klassifikation: Bei der Thrombophilie wird abhängig von der Pathogenese zwischen 2 Formen unterschieden:
→ I: Angeborene Thrombophilie: Hierunter wird eine genetisch-determinierte Neigung zur Thromboembolien verstanden. Die klinische Manifestation ist schließlich multifaktoriell bedingt und wird durch das Hinzukommen von weiteren Risikofaktoren getriggert. Ursachen der angeborenen Form sind insbesondere:
→ 1) Mangel an natürlichen antikoagulatorischen Protein wie. z.B. Antithrombin-, Protein-C- und Protein-S-Mangel.
→ 2) Mit vermehrter Häufigkeit Mutationen von Gerinnungsfaktoren wie z.B. Faktor-V-Leiden-, Prothrombin-, Genmutation und
→ 3) Weitere hereditäre Mechanismen wie die kongenitale Dysfibrinogenämie.
→ II: Erworbene Thrombophilie: Verschiedene klinische Entitäten gehen mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von thromboembolischen Ereignissen (venös, aber auch arteriell) einher. Hierzu zählen insbesondere:
→ 1) Antiphospholipid-Syndrom,
→ 2) Heparin-induzierte Thrombozytopenie,
→ 3) Schwangerschaftsassoziiertes erhöhtes Thromboserisiko.
→ 4) Nephrotisches Syndrom: Beim nephrotischen Syndrom zeigt sich einer erhöhte Thromboseneigung, deren Ursache jedoch noch nicht genau bekannt sind. Angenommen werden u.a. Verminderung der Gerinnungsinhibitoren (wie Antithrombin, Protein-C und -S), Zunahme der Blutviskosität und der Thrombozytenzahl sowie Verminderung der fibrinolytischen Kapazität. Klinisches Korrelat des thrombotischen Ereignisses ist die Nierenvenenthrombose, die sich insbesondere beim nephrotischen Syndrom im Rahmen einer Glomerulonephritis manifestiert, aber Thrombosen anderer Lokalisation sind möglich. Das Thromboserisiko ist besonders hoch bei Serumalbumin < 20g/l, Fibrinogen > 4,0 und das Antithrombin < 50g/l.
→ Diagnose: Im Vordergrund der Diagnosestellung steht die laborchemische Untersuchung (die Laboranalytik bestätigt in 60% der Fälle die Diagnose; eine negative Laboranalytik schließt die Diagnose der Thrombophilie nicht aus).
→ I: Anamnese/klinische Untersuchung: Hierbei stehen Eigenanamnese (Medikamenteneinnahme, junges Alter bei Erstmanifestation, vorherige bzw. rezidiverende Thrombose wie tiefe Beinvenenthrombose, atypische Thromboselokalisationen wie Budd-Chiari-Syndrom, Sinusvenenthrombose, Pfortaderthrombose, etc.) und die Familienanamnese im Vordergrund.
→ II: Labor:
→ 1) Nach folgende Laborparameter sind mit einem thromboembolischen Ereignis assoziiert:
→ 2) Als Basisdiagnostik gilt für die Thrombophelie Bestimmung von Faktor-V-Leiden-Mutation, APC-Resistenz, Prothrombinmutation, Antithrombin-III, Lupus-Antikoagulans, etc.
→ 3) Die erweiterte Diagnostik umfasst dann die Bestimmung von Faktor VIII, Protein-C und S sowie Homocystein.
→ Therapie: Liegt eine manifeste Thrombophilie vor, ist das therapeutische Ziel ein Rezidiv zu vermeiden. Mittel der Wahl ist die orale Antikoagulation meist mittels Macumar mit einem Ziel-INR zwischen 2-3. Die Therapiedauer richtet sich insbesondere nach dem Thromboserisiko. Wird die orale Antikoagulation beendet ist eine risikoadaptierte Thromboseprophylaxe mit einem niedermolekularen Heparin obligat.