Definition: Bei der Lungenembolie handelt es sich um einen akuten Verschluss einer Lungenarterie mit anschließender massiver Druckerhöhung im kleinen Kreislauf (pulmonaler Hypertonie) und rechten Ventrikel.

 026 Mögliche EKG Veränderungen bei der Lungenembolie

EKG-Befunde: Charakteristische EKG-Veränderungen werden durch die akute Rechtsherzbelastung verursacht und beinhalten:

→ I: Lagetyp:

→ 1)  Lagetypveränderungen wie der SI/QIII-Typ oder ein SI/SII/SIII-Typ sind fakultativ.

→ 2) Nicht selten zeigt sich aber auch ein Rechtstyp bis überdrehter Rechtstyp.

→ II: Inkompletter/kompletter Rechtsschenkelblock:

→ 1) Die akute rechtsventrikuläre Druckbelastung führt zur Ausbildung einer intraventrikulären Erregungsstörung, die sich in Form eines neu aufgetretenen inkompletten/kompletten Rechtsschenkelblocks mit rsr- oder rSR-Konfiguration (EKG-Befund: Schenkelblock allgemein) in den Brustwandableitungen V1-V3 äußert.

→ III: Repolarisationsstörungen: Folgen der Überlastung des rechtsventrikulären Myokards sind ST-Strecken-Veränderungen. Zudem zeigt sich eine T-Wellen-Abflachung bis T-Negativierung in den rechtspräkordialen Ableitungen (V1-V3). Die ST-Strecken-Veränderungen umfassen bei der Lungenembolie v.a.:

→ 1) Eine deutliche tiefe S-Zacke sowie ST-Senkung in der Extremitätenableitung I (die Ableitung aVL verhält sich häufig wie die Ableitung I) und 

→ 2) In der Extremitätenableitung III zeigt sich neben einer großen Q-Zacke, eine ST-Hebung sowie eine terminale negative T-Zacke.

IV: P-Dextroatriale:

→ 1) = P-pulmonale; hervorgerufen durch die Belastung des Vorhofmyokards.

2)  Eine Erhöhung der P-Amplitude (> 0,25mV) ist in den Extremitätenableitungen II, III, (nach Einthoven), aVF und gerade auch in der Brustwandableitung V1 eruierbar.

V: Weitere Veränderungen: Sind

→ 1) Sinustachykardie > 100/min,

→ 2) Supraventrikuläre und ventrikuläre Rhythmusstörungen mit Vorhofflimmern, supraventrikulären ES und ventrikulären Extrasystolen, venrikuläre Tachykardien etc.

838 EKG Veränderungen, die für eine Rechtsherzbelastung sprechen

 

Klinisch-relevant: Das McGinn-White-Syndrom ist eine EKG-Veränderung bei akuter Lungenembolie und gekennzeichnet durch Sinustachykardie, SI-QIII-Typ, ST-Senkung in der Extremitätenableitung I, großes Q und diskrete ST-Hebung sowie terminales negatives T in Ableitung III. Die EKG-Veränderungen sind kein sicheres Diagnosekriterium (fehlen zum Teil), da sie erst bei einer Verlegung von > 50% der Lungenstrombahnen sichtbar werden.