Definition: Beim Ulcus pepticum jejuni handelt es sich um ein peptisches Geschwür im Bereich der gastrojejunalen (gastroduodenalen) Anastomose zumeist nach Billroth-II-Resektion aufgrund einer unzureichenden Unterdrückung der Magensäureproduktion bei ungenügender Magen-Resektion. Weitere Risikofaktoren für die Entstehung sind u.a.:

→ I: Zollinger-Ellison-Syndrom.

→ II: Die Einnahme von NSAR,

→ III: Hyperparathyreoidismus.

 

Ätiologie: Häufige Ursachen sind:

→ I: Hyperazidität des Restmagens,

→ II: Helicobacter-pylori-Infektion, aber auch

→ III: Extragastrointestinale Ursachen:

→ 1) Einnahme von ulzerogenen Medikamenten wie NSAR und Glukokortikoide.

→ 2) Nicht erkanntes Zollinger-Ellison-Syndrom und

3) Hyperparathyreoidismus.

 

Pathogenese: Wenn nach einer Billroth-II-Resektion die Magensäuresektion infolge eines zu großen Restmagens nicht ausreichend reduziert wurde, findet ein permanenter Kontakt der Jejunalschleimhaut mit dem sauren Magensekret statt. Folge ist eine Läsion der Schleimhaut mit Ausbildung eines peptischen Ulkus.

 

Lokalisation:

→ I: Das Ulcus pepticum jejuni manifestiert sich häufig einige Zentimeter unterhalb der Anastomosestelle im Bereich der abführenden Jejunumschlinge.

→ II: Seltener befindet es sich direkt an der Anastomose.

 

Klinik:

→ I: Bereits wenige Wochen nach Operation kann es zum Auftreten von Schmerzen kommen, die in ihrer Intensität stark schwanken und insbesondere nach den Mahlzeiten mit einer Latenz zu schweren krampfartigen Beschwerden führen. Das Punctum maximum liegt links vom Nabel.

→ II: Weitere Symptome: Sind u.a.:

→ 1) Magenentleerungsstörungen und auch Diarrhoe,

→ 2) Übelkeit und Erbrechen sowie

→ 3) Okkulte Blutungen mit konsekutiver Entwicklung einer Anämie

→ III: Die Kombinationsymptomatik, aus Blutung und Schmerzen, nach einer Magenoperation sollte immer an einen Ulcus pepticum jejuni denken lassen.

 

Komplikationen:

→ I: Gastrointestinale Blutungen mit Teerstuhl und Bluterbrechen.

→ II: Ulkusperforation mit Gefahr der Entwicklung einer Jejunum-Colon-Fistel. Klinische Zeichen sind subfibrile Temperaturen, Ausscheiden von unverdauten Nahrungsbestandteilen nach den Mahlzeiten, erhebliche Schmerzen, Koterbrechen (= Miserere), fäkaler Foetor ex ore. Bei langzeitigem Bestehen können Symptome einer Malabsorption auftreten.

→ III: Besteht eine Perforation in die freie Bauchhöhle manifestiert sich zumeist eine eitrige Peritonitis.

 

Diagnose:

→ I: Endoskopie + Biopsie stellt das sicherste Verfahren zur Diagnosestellung dar.

→ II:  Zur genauen Lokalisation einer gastrojejunokolischen Fistel kann die Magen-Darm-Passage (MDP: Kontrastmittelgestütztes radiologisches Verfahren zur Darstellung des GI-Traktes) durchgeführt werden.

III: Weitere Untersuchungen:

→ 1) HP-Diagnostik und

→ 2) Serumgastrin-Bestimmung: Postprandial oder als Gastrin-Provokationstest, um ein Gastrinom bei adäquater Operation auszuschließen (ein normales Serumgastrin schießt ein Zollinger-Ellison-Syndrom aus).

 

Differenzialdiagnose: Vom Ulcus pepticum jejuni müssen insbesondere nachfolgende Erkrankungen abgregrenzt werden

→ I: Ulkus ventriculi und Ulkus duodeni.

→ II: Akute Pankreatitis,

→ II: Maligne Erkrankungen wie das Magenfrühkarzinom, Magenkarzinom, Magenstumpfkarzinom und das MALT-Lymphom, etc.

 

Therapie:

→ I: Konservative Therapie: Bei einem unkomplizierten Ulcus pepticum jejuni erfolgt eine konservative Therapie, die der Behandlung der gastrointestinalen Ulkuskrankheit gleicht.

→ II: Operative Therapie: Gerade bei Komplikationen wie Blutungen, Perforation oder Penetration in das anliegende Kolon ist ein chirurigisches Verfahren erforderlich, das eine Verkleinerung des Magenstumpfes (großzügige Nachresektion) zur weiteren Reduktion der Magensäure und eine Resektion des Ulkus beinhaltet.

→ III: Eine zusätzliche selektive gastrale Vagotomie (zur weiteren Säuredepression) sollte diskutiert werden.