Definition: Die Urämie beschreibt einen Symptomkomplex, der sich aufgrund einer deutlich verminderten bis fehlenden renalen Ausscheidung von Stoffwechselabbauprodukten ausbildet und schließlich zu einer vital bedrohlichen Situation führt. Das klinische Bild wird durch die Azotämie (= Retention stickstoffhaltiger Abbauprodukte im Blut) geprägt und entwickelt sich zumeist auf dem Boden einer chronischen Niereninsuffizienz oder eines akuten Nierenversagens.

Ätiologie.

→ I: Exkretorische Insuffizienz: Es manfestiert sich eine Retention ausscheidungspflichtiger Produkte (Harnstoff, Polyamine, aliphatische und aromatische Amine sowie Phenole), Störung des Wasser-, Elektrolyt- und Säure-Base-Haushaltes.

II: Inkretorische Insuffizienz: Sie verursacht eine Störung im Hormonhaushalt mit mangelnder Bildung von Erythropoetin und Störungen des Vitamin-D-Stoffwechsels.

→ III: Auslösende Faktoren: Sind z.B.:

→ 1) Metabolische Azidose,

→ 2) Überwässerung,

→ 3) Malnutrition.

 

Klinik: Die charakteristischen klinischen Symptome des urämischen Syndroms manifestieren sich bei einem Kreatinin-Clearancewerte < 10ml/min.

→ I: Allgemeinsymptome: Wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, metallischer Geschmack, Singultus und Pruritus, etc.

→ II: Gastrointestinal: Foetor uraemicus, Übelkeit, Erbrechen, urämische Gastritis, Diarrhoe, evtl. Pankreatitis.

→ III: Kardial: Perikarditis, arterielle Hypertonie, schwere bis lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen auf dem Boden einer Hyperkaliämie (EKG-Befund: Hyperkaliämie).

→ IV: Brochial: Entwicklung einer Pleuritis oder eines Lungenödems.

→ V: Blut: Ausbildung einer normochromen, normozytären Anämie, Fehlfunktion der Thrombozyten mit Manifestaton von Petechien und erhöhter Blutungsneigung.

→ VI: Neurologisch: Polyneuropathie (oder das Restless-Legs-Syndrom) herabgesetzte intellektuelle Leistungen bis hin zur urämischen Enzephalopathie.

1114 Klinische Aspekte der urämischen Enzephalopathie

→ VII: Muskulatur: Myoklonien, Muskelkrämpfe und Myopathien.

→ VIII: Weitere Symptome: Sind u.a. die Entwicklung 

→ 1) Von Ödemen,

→ 2) Einer metabolische Azidose mit Hyperventilation,

→ 3) Eines sekundären Hyperparathyreoidismus,

4) Einer renalen Osteopathie mit Weichteilverkalkung,

→ 5) Eines gelbbräunlichen Hautkolorits sowie

→ 6) Eines oftmals quälenden Juckreizes.

821 Charakteristische klinische Symptome der Urämie

Diagnose:

→ I: Klinisches Bild des Patienten, Nachweis eines Foetor uraemicus.

→ II: Labor: Mit Bestimmung bzw. Nachweis von:

→ 1) Retentionswerte (Harnstoff, Kreatinin).

→ 2) Hyporegenerativer normochromer, normozytärer Anämie sowie Thrombozytopenie und Lymphopenie.

→ 3) Sekundären Hyperparathyreoidismus (PTH erhöht bei Hypo- oder Normokalzämie) und nicht zuletzt

→ 4) Hypalbuminämie.

Therapie:

→ I: Akuttherapie: Ist die sofortige Dialysetherapie, die das Blut von harnpflichtigen Substanzen und ihren Metaboliten befreit (insbesondere zu Therapie der Hämodialyse muss immer an die Gefahr der Entwicklung eines Dysäquilibriumsyndroms gedacht werden).

806 Dialyseindikationen bei Urämie

→ II: Begleitende Maßnahmen:

→ 1) Eiweißrestriktion bei kalorienreicher Diät. Die geringe Eiweißaufnahme vermindert die Harnstoffsynthese.

→ 2) Genaue Flüssigkeitsbilanzierung

→ 3) Antihypertensive Therapie.

→ 4) Diuretikatherapie zur vermehrten Ausscheidung von Wasser, Elektrolyten und Harnstoff.