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- Geschrieben von: CF
- Kategorie: EKG-Befund: Schenkelblock
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→ Definition: Beim Rechtsschenkelblock besteht eine Leitungsverzögerung oder -blockierung des rechten Tawara-Schenkels (EKG-Befund: Schenkelblock allgemein). Beim Rechtsschenkelblock wird nochmals zwischen einem:
→ I: Kompletten Rechtsschenkelblock: Stellt eine unifaszikulären Block dar. Es kommt zu einer verzögerten oder unterbrochenen Erregungsausbreitung, die dann über den linken Tawaraschenkel erfolgt und in der Folge den rechten Ventrikel verspätet und abnorm (von links nach rechts über das Septum) erregt.
→ II: Inkompletter Rechtsschenkelblock: Bei dieser Form kommt es zu einer Verzögerung im rechten Tawara-Schenkel. Die QRS-Komplex-Breite liegt > 0,10sec. und < 0,12 sec.
→ Epidemiologie: Der komplette Rechtsschenkelblock ist die häufigste Form des Schenkelblocks; bei etwa 5% der über 70. Jährigen ist er nachweisbar.
→ Ätiologie: Die Genese des Rechtsschenkelblock lässt sich insbesondere nach der Form (komplett/inkomplett) unterteilen:
→ I: Inkomplette Typ:
→ 1) Physiologisch (ohne klinische Relevanz) bei Kindern und Jugendlichen, aber auch bei Sportlern und Vagotonikern.
→ 2) Pathologisch ist der inkomplette Rechtsschenkelblock ein wichtiger Hinweis auf eine Druck- oder Volumenbelastung des rechten Ventrikels.
→ II: Kompletter Typ: Der komplette Rechtsschenkelblock manifestiert sich überwiegend aufgrund einer pathologischen Veränderung; hierzu zählen u.a.:
→ 1) KHK und ausgeprägte Rechtsherzbelastung bei z.B. akuter Lungenembolie oder chronischem Cor pulmonale.
→ 2) Myokarditis, Kardiomyopathien sowie Mitralvitien (z.B. Mitralklappenstenose/-insuffizienz).
→ 3) Selten aber auch ohne fassbare organische Herzerkrankung auftretend; in diesem Zusammenhang meist angeboren.
→ EKG-Veränderungen:
→ I: Kompletter Rechtsschenkelblock: Wichtige Veränderungen zeigen sich insbesondere in den rechtspräkordialen Brustwandableitungen V1 und V2 (aber es sind auch linksventrikuläre Merkmale nachweisbar) mit:
→ 1) QRS-Komplex-Verbeiterung > 0,12sec. Sowie M-förmig deformiert bzw. aufgesplittert (rsR`,RsR´, rR´).
→ 2) Zumeist Senkung der ST-Strecke sowie negative T-Welle.
→ 3) Verzögerung des oberen Umschlagpunktes (> 0,030sec.) und Verlängerung der QR-Zeit (0,080sec.).
→ 4) In den linkventrikulären Ableitungen I, aVL, V5 und V6 manifestiert sich ein schlankes R, dem sich eine breite häufig plumpe und tiefe S-Zacke anschließt.
→ 5) Bei Lagetyp manifestiert sich überwiegend ein Rechtstyp oder Steiltyp, aber auch ein Linkstyp ist möglich.
→ II: Inkompletter Rechtsschenkelblock: Der inkomplette Rechtsschenkelblock unterscheidet sich vom kompletten durch seine geringere Verbreiterung (>0,10- <0,12sec.) auch bei dieser Form zeigt sich ein rechtstypischer Lagetyp.
→ 1) Auch beim inkompletten Rechtsschenkelblock ist der QRS-Komplex M-förmig aufgesplittert in r-Sr`, RSR`- und rSR´-Konfiguration.
→ 2) Sind r oder r´ in der Brustwandableitung V1 klein, handelt es sich um einen inkompletten Rechtsschenkelblock ohne ventrikuläre Hypertrophie (somit klinisch nicht relevant). Ist die R- bzw. R`-Zacke in der Brustwandableitung V1 hoch bzw. R/S oder R`/S gleich 1, kann man von einer rechtsventrikulären Hypertrophie ausgehen.
→ 3) Es zeigt sich eine verspäteter oberer Umschlagspunkt (> 0,030sec.).
→ 4) Sie S-Zacke kann in den Ableitungen I, aVL, V5-V6 relativ breit (plump) sein.
→ 5) Evtl. manifestiert sich eine ST-Strecken-Senkung sowie eine T-Wellen-Negativierung.
→ 6) Eine nicht selten überhöhte P-Welle in den Ableitungen II und III (nach Einthoven) spricht für ein P-dextroatriale.
→ Klinisch-relevant: Der komplette Rechtsschenkelblock stellt die häufigste Form des Schenkelblocks dar. Er weist prognostisch einen deutlich besseren Krankheitsverlauf auf als der Linksschenkelblock. Nur selten zeigt sich eine Übergang in einen AV-Block III Grades.
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- Geschrieben von: CF
- Kategorie: EKG-Befund: Schenkelblock
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→ Definition: Der QRS-Komplex entspricht der intraventrikulären Erregungsausbreitung, nämlich über die Tawara-Schenkel, die Faszikeln auf das Purkinje-Fasersystem und die quergestreifte Herzmuskelfasern. Eine intraventrikuläre Erregungsleitungsstörung durch Verzögerung oder Unterbrechung der Reizleitung innerhalb des spezifischen Systems (s.o.) wird als Schenkelblock (in einem Tawara-Schenkel) bezeichnet. Im Oberflächen-EKG ist diese Verzögerung durch einer Verbreiterung (> 110msec.) und Deformität des QRS-Komplexes (Norm: 0,06-0,10 sec.) objektivierbar.
→ Ätiologie: Ursachen für die Entwicklung bzw. das Bestehen einer Verzögerung oder vollständige Unterbrechung der Erregungsleitung (= Schenkelblock) sind u.a.:
→ I: Akuter Myokardinfarkt, herzchirurgische Eingriffe, aber auch KHK.
→ II: Entzündungen wie Myokarditis oder Perikarditis.
→ III: Druckbelastungen unterschiedlicher Genese, hypertensive Herzerkrankungen, Herzfibrose, Lungenembolie, Aorten- (Aortenklappeninsuffizienz/-stenose) sowie Mitralklappenvitien (Mitralklappenstenose/-insuffizienz).
→ IV: Degenerative Prozesse des Reizleitungssystems (1% der Fälle mit 50 Jahren und 17% der Fälle im Alter von 80 Jahren).
→ V: Weitere Ursachen: Kardiomyopathien (z.B. dilatative Kardiomyopathie, arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie, restriktive Kardiomyopathie, etc.), Elektrolytentgleisungen, allgemein Intoxikationen, insbesondere auch Medikamentenintoxikation, etc.
→ Klassifikation:
→ I: Wird ein Ventrikel aufgrund der Leistungsstörung transmyokardial von der Gegenseite erregt, liegt die Verbreiterung des QRS-Komplexes > 0,12 sec. (= 120msec.); man spricht in diesem Zusammenhang von einem kompletten Schenkelblock.
→ II: Wird bei geringer Erregungsleitungsstörung die Gegenseite nur teilweise transmyokardial erregt, beträgt die QRS-Komplex-Breite 0,10-0,11 sec. (= 100 bis 110msec.) und man spricht von einem inkompletten Links- bzw. Rechtsschenkelblock. Da sich der linke Tawara-Schenkel wiederum in einen anterioren - und posterioren Faszikel aufteilt stellen die Ventrikel ein trifaszikuläres Erregungsleitungssystem dar und wird somit nochmals subklassifiziert in:
→ 1) Linksanteriorer Hemiblock: Mit Leitungsstörungen im anterioren Faszikel.
→ 2) Linksposteriorer Hemiblock: Mit Erregungsleitungsstörungen im posterioren Faszikel.
→ 3) Bifaszikulärer Block: Eine Kombination aus Rechtsschenkeblock mit einem der beiden linksanterioren bzw. linksposterioren Hemiblöcke oder der komplette Linksschenkelblock.
→ 4) Trifaszikulärer Block: Bifaszikulärer Block mit zusätzlicher Störung in der 3. Leitungsbahn.
→ III: Des Weiteren lässt sich der Schenkelblock nach dem zeitlichen Verlauf nochmals unterteilen:
→ 1) Reversible Leitungsstörung: (vorübergehend) Es handelt sich um Leistungsstörungen z.B. nach Lungenembolie, Myokarditis oder Lyme-Borreliose.
→ 2) Irreversible Leitungsstörung: (permanent) Ist ist in der Regel Folge eines Myokardinfarktes oder im Rahmen von langjähriger arterieller Hypertonie, Kardiomyopathie, Aortenvitien (z.B. Aortenklappenstenose/-insuffizienz), entzündlichen oder toxischen Herzerkrankungen, etc.
→ 3) Bei den frequenzabhängigen Leistungsstörungen im Bereich der Tawara-Schenkel unterscheidet man nochmals zwischen:
→ Klinisch-relevant: Ist die Leitung des linken Tawara-Schenkels vollständig unterbrochen spricht man von einem kompletten Linksschenkelblock; hierbei existieren jedoch 2 Möglichkeiten:
→ A) Die Blockierung erfolgt im proximalen gemeinsamen Schenkelstamm oder
→ B) Weiter peripher (distal) durch gleichzeitige Blockade beider Faszikel (bifaszikulärer Schenkelblock; es resultiert hierbei auch ein kompletter Linksschenkelblock). Jedoch zeigt sich eine prognostische Unterscheidung; so ist der bifaszikuläre Linksschenkelblock prognostisch ungünstiger als der proximale komplette Linksschenkelblock.
→ EKG-Veränderungen: Der Schenkelblock ist im Oberflächen-EKG durch nachfolgende Kriterien gekennzeichnet:
→ I: Verbreiterung des QRS-Komplexes > 0,12 sec. (in der Regel zwischen > 0,14-0,16sec.). Ein unvollständiger Schenkelblock unterscheidet sich vom kompletten Schenkelblock durch seine QRS-Dauer von 0,10-0,11sec.
→ II: Der QRS-Komplex ist charakteristischerweise schenkelblockartig deformiert, sogenannte M-förmige Deformierung z.B. rSR´ bei Rechtsschenkelbock, rS bei LSB.
→ III: Insbesondere der komplette Schenkelblock lässt sich vor allem in den Brustwandableitungen V1 und V6 darstellbar.
→ III: Verzögerung des oberen Umschlagspunktes (OUP: Stellt den Punkt im QRS-Komplex dar, von dem an eine endgültige Negativitätsbewegung ausgeht).
→ 1) Bei Rechtsschenkelblock > 0,030sec. und
→ 2) Bei Linksschenkelblock > 0,050sec.
→ IV: Diskordanz zwischen ST-Strecke und T-Welle, da sekundär auch die Erregungsrückbildung pathologisch verläuft.