Definition:

→ I: Bei den Klasse-III-Antiarrhythmika handelt es sich um Kalium-Kanal-Blocker, deren Hauptvertreter Sotalol, Amiodaron und Dronedaron sind.

→ II: Sie blockieren die spannungsabhängigen Kalium-Kanäle des Arbeitsmyokards (= hERG-Kanal) und verhindern somit den Kalium-Ausstrom während der Repolarisationphase (= Phase 3 des AP im Myokard).

III: Folgen sind vor allem eine Verlängerung sowohl der Aktionspotenzialdauer als auch der Refraktärperiode.

76 Klassifikation der Antiarrhythmika nach Vaughan Williams

 

Klinisch-relevant: Der hERG-Kanal stellt einen spannungsaktivierten, einwärtsgleich-richtenden Kalium-Kanal der Kardiomyozyten dar. Er induziert die Phase 3 (= Repolarisationsphase) des AP im Arbeitsmyokard und besteht aus 4 Untereinheiten, die jeweils über 6 Transmembranproteine verfügen. Die genetische Anlage für den hERG-Kanal liegt auf Chromosom 7. Strukturelle Anomalien in diesem speziellen Kanal können zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen wie z.B. das Long-QT-Syndrom mit Verlängerung der QT-Dauer führen.

 

→ Wirkung: Antiarrhythmika der Klasse III verlängern die Dauer des Aktionspotenzials (Abb.: Wirkung der Antiarrhythmika auf das Aktionspotenzial) durch Hemmung des repolarisierenden Kalium-Auswärtsstroms in der Phase 2 und 3 des AK; dies geht einher mit der Zunahme der Refraktärzeit (Verlängerung der QT-Zeit im Oberflächen-EKG). Die Wirkung der Kaliumkanal-Blocker ist bei langsamer Herzfrequenz deutlich stärker als bei schneller und sie entwickeln sie in erster Linie auf atrialer Ebene.

070 Wirkung der Antiarrhythmika auf das Aktionspotenzial

→ Indikation: Wichtige Einsatzgebiete der Klasse-III-Antiarrhythmika sind insbesondere:

→ I: Schwere therapierefraktäre supraventrikuläre Tachykardien.

→ II: Medikamentöse Kardioversion bei bestehendem Vorhofflimmern.

→ III: Schwere ventrikuläre Tachykardien sowie

→ IV: Rhythmusstörungen mit linsventrikulärer systolischer Dysfunktion.

069 Pharmakokinetik der Antiarrhythmika der Klasse III

 

→ Klinisch-relevant:

→ A) Bei der Therapie des Vorhofflimmerns sind beide Substanzen zur Wiederherstellung des Sinusrhythmus gleichermaßen wirksam.

→ B) Zur Rezidivprophylaxe ist das Amiodaron jedoch dem Sotalol deutlich überlegen.

 

Nebenwirkungen:

→ I: Kardiale Nebenwirkungen: Sind insbesondere:

→ 1) Sinusbradykardie sowie sinusatriale und atrioventrikuläre Überleitungsstörungen.

→ 2) Im Vordergrund der kardialen unerwünschten Wirkungen steht die dosisabhängige Verlängerung des AP und QT-Intervalls. Hierdurch nimmt das Risiko für die Entwicklung ventrikulärer Extrasystolen und einer Torsades-de-pointes-Tachykardie (EKG-Befund: Torsades-de-pointes-Tachykardie) deutlich zu.

3) Insbesondere die Hypokalämie stellt einen prädisponierenden Faktor für Herzrhythmusstörungen dar. Ursache ist u.a. die Einnahme von:

→ A) Laxanzien,

→ B) Thiaziden,

→ C) Schleifendiuretika und

→ D) Glukokortikoiden.

→ II: Extrakardiale NW: Sind u.a.:

1) Gastrointestinale Beschwerden, Anstieg der Transaminasen, Arzneimittel-Hepatitis, hepatische Cholestase, selten Leberzirrhose.

→ 2) Neurologische Symptome: Mit Kopfschmerzen, Tremor, peripherer Neuropathie, Dyskinesien und Ataxie.

3) Weitere Symptome: Sind Amiodaron-Keratopathie, Schilddrüsenfunktionsstörungen, Photosensibilität, Hautreaktionen etc.

 

Klinisch-relevant: Sotalol und Amiodaron:

→ A) Verstärken die negativ chronotrope und negativ bathmotrope Wirkung der Beta-Blocker, Herzglykosiden und des Verapamils und

→ B) Steigern die blutdrucksenkende Wirkung vieler Antihypertensiva.

 

Kontraindikationen: Die Behandlung mit Antiarrhythmika der Kasse III birgt einige wichtige Kontraindikationen. Hierzu zählen:

→ I: Sinusbradykardie,

→ II: Sick-Sinus-Syndrom,

→ III: Long-QT-Syndrom,

→ IV: Kombinationstherapie mit Digitalis oder Beta-Blockern,

→ V: Hypokaliämie und die

→ VI: Gleichzeitige Behandlung mit Pharmaka, die das QT-Intervall verlängern. Hierzu gehören:

58 Pharmaka, die das frequenzkorrigierte QT Intervall verlängern