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- Kategorie: Somatoformen Störungen
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→ Definition: Die Somatisierungsstörungen gehören zu der Gruppe der somatoformen Störungen und sind durch ein über Jahre bestehendes polysymptomatisches Krankheitsbild aus vielfältigen, häufig wechselnden physischen Beschwerden ohne ein adäquates organisches Korrelat charakterisiert. Die klinische Symptomatik kann jedes Körperteil bzw. -system betreffen und führt überwiegend zu einer Beeinträchtigung familiärer und sozialer Funktionen.
→ Epidemiologie:
→ I: Die Somatisierungsstörung manifestiert sich zumeist in der Spätadoleszenz und im jungen Erwachsenenalter, wobei überwiegend das weibliche Geschlecht (M : F = 1 : 10) betroffen ist.
→ II: Der Krankheitsverlauf ist oft chronisch mit fluktuierender Intensität.
→ Ätiologie: Bei der Genese der Somatisierungsstörung handelt es sich um ein multifaktorielles Geschehen, bei der insbesondere genetische und umweltbedingte Faktoren eine wichtige Rolle spielen.
→ Klinik: Bezüglich der klinischen Symptomatik manifestieren sich insbesondere gastrointestinale, kardio-pulmonale, neurologische, aber auch gynäkologische Beschwerden, jedoch kann aber auch jedes andere Organsystem betroffen sein. Charakteristischerweise persistiert das Beschwerdebild über Jahre und führt nicht selten zu einer massiven Beeinträchtigung der familiären, beruflichen und sozialen Interaktionen.
→ I: Gastrointestinal: Unverträglichkeit von Speisen, Völlegefühl, Übelkeit, Erbrechen, Meteorismus und Diarrhoe.
→ II: Urogenital: Menstruelle und sexuelle Störungen (z.B. Erektions- und Ejaku- lationsstörungen, etc.), Dysurie, unangenehme Empfindungen im Genitalbereich.
→ III: Neurologisch:
→ 1) Schmerzsymptome wie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, Schmerzen in der Brust, Schmerzen während der Menstruation, beim Wasserlassen, etc.
→ 2) Pseudoneurologische Symptome wie Kloßgefühl im Hals, Schluckschwierigkeiten, Aphonie, Verlust der Berührungs- und Schmerzempfindung, Doppelbilder, Blindheit, Taubheit, Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen, lokalisierte Muskelschwäche, Lähmungen sowie Krampfanfälle, etc.
→ Klinisch-relevant:
→ A) Die Patienten klagen über eine häufig wechselnde Beschwerdesymptomatik, die noch kein Arzt adäquat zugeordnet hätte. Häufige Konsequenz ist ein hochfrequentierter Arztwechsel (= „doctor-shopping").
→ B) Des Weiteren manifestiert sich bei dieser Störung eine hartnäckige Verweigerung des Patienten nicht-organische Ursachen im ärztlichen Aufklärungsgespräch anzunehmen.
→ C) Nicht selten ist bei diesen Patienten eine hohe Krankenhausbehandlungsrate, wiederholte Operationen sowie eine erhöhte Medikamentenzufuhr eruierbar.
→ Komorbidität: Die Somatisierungsstörung ist mit nachfolgenden psychischen Störungen assoziiert:
→ I: Persönlichkeitsstörungen (in bis zu 70% der Fälle), insbesondere die histrionische – und Borderline-Persönlichkeitsstörung.
→ II: Medikamentenmissbrauch und -abhängigkeit.
→ III: Unipolare Depression,
→ Diagnose: Charakteristikum ist ein polysymptomatisches Krankheitsbild mit vielfältigen und oft wechselnden somatischen Beschwerden. Im Mittelpunkt der Diagnosestellung stehen insbesondere:
→ I: Anamese: Mit Erfassung:
→ 1) Aktueller klinischer Symptome, Verlauf der Krankheitssymptomatik sowie der bisherigen Therapie.
→ 2) Psychosozialer Umstände, Belastungsfaktoren, Auslösesituation, störungserhaltender Faktoren.
→ 3) Darstellung des biographischen Werdegangs sowie möglicher sozialmedizinischer Folgen.
→ II: Körperlich-neurologische Untersuchung, Labor sowie apparative Diagnostik mit EKG, EEG und bildgebenden Verfahren.
→ III: Screeningverfahren: Der Somatisierungsstörung nach Othmer und De Susa; es umfasst:
→ 1) Kurzatmigkeit außer unter Belastung,
→ 2) Erbrechen außer während der Schwangerschaft.
→ 3) Schluckbeschwerden.
→ 4) Psychosexuelle Symptome über einen Großteil des Lebens, mit Beginn der sexuellen Aktivität Gefühl des Brennens in Geschlechtsorganen.
→ 5) Subjektiv empfundene schmerzhafte Menstruation.
→ 6) Schmerzen in den Extremitäten.
→ 7) Amnesie als Konversions- oder pseudoneurologische Symptome.
→ 8) Beurteilung: Sind 3 der o. g. klinischen Symptome eruierbar, bestehen ausreichende Anhaltspunkte für das Vorliegen einer Somatisierungsstörung.
→ Differenzialdiagnose: Von der Somatisierungsstörung müssen insbesondere nachfolgende psychische und somatische Störungen abgegrenzt werden:
→ I: Somatische Differenzialdiagnosen: Hierzu zählen u.a. Multiple Sklerose, Myasthenia gravis, systemischer Lupus erythematodes, akute intermittierende Porphyrie, Schilddrüsenerkrankungen, Hyperparathyreoidismus, neurogene Tumorerkrankungen, etc.
→ II: Psychiatrische Störungen:
→ 1) Weitere Erkrankungen aus der Gruppe der somatoformen Störungen wie z.B. somatoforme autonome Funktionsstörungen, anhaltende somatoforme Schmerzstörungen sowie die hypochondrische Störung.
→ 2) Angst-/Panikstörung: Die körperliche Symptomatik tritt paroxysmal auf.
→ 3) Somatische Symptome im Krankheitsverlauf einer schizophrenen Psychose erfüllen zumeist die Wahnkriterien
→ 4) Affektive Störungen: Die körperlichen Symptome korrelieren mit der Grundstimmung des betroffenen.
→ 5) Bei den dissoziativen Störungen manifestierten sich ausgestanzte pseudoneurologische Symptome wie Bewusstseinsstörungen, Krampfanfälle, Bewegungsstörungen, Amnesie, die nicht somatischer Genese sind.
→ 6) Weitere psychische Störungen wie z.B. Simulation, posttraumatische Belastungsstörung, artifizielle Störungen, etc.
→ Therapie: Therapeutische Ziele sind u.a. die Verbesserung der klinischen Symptomatik, der Abbau psychosozialer Stressoren sowie die Verringerung der Beeinträchtigung im persönlichen und sozialen
Bereich. Hierfür existiert keine allgemeingültige Therapie, vielmehr muss sie den individuellen Bedingungen angepasst werden und umfasst u.a.:
→ I: Psychoedukation: Mit umfangreicher Aufklärung über die Erkrankung und ihrer Therapiemöglichkeiten.
→ II: Kognitive Verhaltenstherapie: (= Verhaltenstherapie) Verhaltenstherapeutische Methoden stehen bei der Behandlung der Somatisierungsstörung im Vordergrund. Wichtig hierbei ist das Herstellen einer vertrauensvollen Arzt-Patienten-Beziehung (= feste Bezugsperson über einen längeren Zeitraum). Gemeinsamkeiten der verschiedenen Interventionen sind insbesondere:
→ 1) Bearbeitung der Zusammenhänge zwischen psychischen und physischen Symptomen mit Hilfe von Symptomtagebüchern, Verhaltensexperimenten und/oder Biofeedbackmethoden.
→ 2) Identifizierung dysfunktionaler Kognitionen sowie Sensibilisierung gegenüber den kognitiven Effekten von Aufmerksamkeit und Körperwahrnehmung.
→ 3) Umstruktuierungstechiken zur Reduktion bestehender Coping-Strategien durch Aufbau von alternativen Lösungsstrategien.
→ 4) Bestärkung von Normalverhalten.
→ Klinisch-relevant: Ergänzend haben sich nachfolgende Verfahren als hilfreich erwiesen; hierzu zählen u.a.:
→ A) Entspannungsverfahren wie die progressive Muskelrelaxation.
→ B) Sport- und Bewegungstherapie.
→ C) Freizeitgestaltung sowie der Aufbau sozialer Kontakte.
→ III: Medikamentöse Therapie: Eine pharmakologische Behandlung kann bei schweren Krankheitsverläufen und komorbiden psychischen Störungen ergänzend zur Psychotherapie eingesetzt werden. Diese sollte jedoch immer mit Zurückhaltung und nicht von langer Dauer erfolgen. Eingesetzt werden u.a.:
→ 1) Antidepressiva vom SSRI-Typ wie Escitalopram 10-20mg/d p.o. morgens oder SNRI wie z.B. Duloxetin 30-60mg morgens p.o.
→ 2) Opipramol, eine antidepressiv und anxiolytisch wirkende Substanz, führt nicht selten zu einer Verbesserung psychischer Begleitsymptome.
→ Klinisch-relevant: Es muss bei der pharmakologischen Behandlung mit einem gehäuften Auftreten intensiv erlebter Nebenwirkungen gerechnet werden.
→ IV: Psychodynamische Therapie: Sie steht bei der Therapie der Somatisierungsstörung nicht im Vordergrund umfasst jedoch nachfolgende Bearbeitungsaspekte:
→ 1) Bedeutende biographische Themen wie frühe traumatisierende Verluste von wichtigen Bezugspersonen z.B. Eltern, etc.
→ 2) Beeinträchtigende Erfahrungen mit schwerwiegenden eigenen Erkrankungen oder denen naher Angehöriger.
→ 3) Tief verankerte Schuldgefühle und Bestrafungswünsche, etc.
→ Prognose: Bei der Somatisierungsstörung handelt es sich überwiegend um ein chronisch fluktuierendes Beschwerdebild mit z.T. erheblicher Einschränkung der Lebensqualität. Die Erfolgsaussichten der Therapie sind zumeist gering, sodass insbesondere ein früher Therapiebeginn empfohlen wird.
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→ Definition:
→ I: Bei den somatoformen autonomen Funktionsstörungen handelt es sich um klinische Symptome und Befürchtungen des Patienten, die sich weitgehend auf vegetativ-innervierte Organe beziehen, ohne jedoch den Nachweis eines organischen Korrelats erbringen zu können.
→ II: Typische Symptomkomplexe betreffen insbesondere das:
→ 1) Kardiovaskuläre System (Herzneurose),
→ 2) Den oberen (Reizmagen) und unteren (Colon irritabile) Gastrointestinal-Trakt, aber auch
→ 3) Das respiratorische (psychogene Hyperventilation) und
→ 4) Urogenital-System (Dysurie).
→ Epidemiologie:
→ I: Die somatoforme autonome Funktionsstörung stellt eine sehr häufige Form der somatoformen Störungen dar.
→ II: Man geht von einer Prävalenz von 0,5-1% in der Allgemeinbevölkerung aus, wobei Männer genauso häufig wie Frauen betroffen sind.
→ III: Sie kann schon im Jugendalter beginnen, jedoch besteht ein Manifestationsgipfel um die 3. Lebensdekade.
→ Ätiopathogenese: Der genaue Pathomechanismus der somatoformen autonomen Funktionsstörung ist bis heute noch nicht genau geklärt, vielmehr geht man von einem multifaktoriellen Geschehen aus; hierzu zählen u.a. :
→ I: Psychodynamische Faktoren:
→ 1) Sie sind Ausdruck unbewusster Konflikte (= Ambivalenzkonflikte) zwischen Abhängigkeitsgefühl und Trennungsängsten (z.B. von der Mutter).
→ 2) Des Weiteren wird die somatoforme autonome Funktionsstörung nach psychoanalytischer Vorstellung als eine psychosomatische Symptombildung angesehen.
→ II: Psychosoziale Faktoren: Hierzu zählen insbesondere psychosoziale Überforderungen und negative Stressoren aber auch der Konsum von Stimulanzien, Kaffee, Nikotin etc.
→ III: Weitere Faktoren: Sind u.a.:
→ 1) Lernprozesse vor allem auch das Modelllernen,
→ 2) Allgemein erhöhte psychovegetative Labilität.
→ Klinisch-relevant: Wichtige Triggermechanismen für die klinische Manifestation sind schließlich „Life events“ z.B. durch Verlust wichtiger Bezugspersonen, massive Veränderungen der Lebenssituation (Beruf, Wohnort) etc.
→ Klinik: Charakteristikum dieser Störung ist, dass klinische Symptome explorierbar sind, die einem spezifischen vegetativ-innervierten Orangsystem zuzuordnen, aber auf keine organische Ursache zurückzuführen sind.
→ I: Herzneurose: (= Da-Costa-Syndrom) Mit attackenartigen Schmerzen und/oder Stechen in der Herzregion und gleichzeitiger Angst an einen Herzinfarkt oder Herzstillstand zu sterben. Begleitende Symptome sind u.a. Tachykardie, arterielle Hypertonie, Tachypnoe, Dyspnoe, evtl. Ohnmachtsgefühl etc.
→ II: Reizmagensyndrom: Es zeigen sich unspezifische epigastrische Beschwerden wie Druckgefühl, Aerophagie, Dyspepsie, psychogener Singultus, Schmerzen, Übelkeit etc.
→ III: Reizdarmsyndrom: Krampfartige Bauchschmerzen, Stuhlunregelmäßigkeiten mit Wechsel zwischen Diarrhoe und Obstipation, Schleimabgang, Meteorismus, Flatulenz etc.
→ IV: Reizblase: Mit Dysurie, Harnträufeln, psychogener Pollakisurie, psychogenes Harnverhalten, aber auch Harninkontinenz sowie diffuse suprapubische Schmerzen etc.
→ V: Psychogene Hyperventilation: Zumeist plötzlich auftretende Attacken mit zu tiefer, schneller Atmung (paCO2 erniedrigt = respiratorische Alkalose), funktionelle Hypokalzämie und tetanischer Symptomatik z.B. Parästhesien, Pfötchenstellung, Krämpfe.
→ VI: Des Weiteren bestehen psychovegetative Symptome wie:
→ 1) Schwitzen, Errötung und Tremor sowie
→ 2) Herzrasen und Palpitation.
→ Komorbitäten: Die somatoforme autonome Funktionsstörung ist häufig mit weiteren psychischen Störungen assoziiert; hierzu zählen insbesondere:
→ I: Angststörungen und Panikattacken,
→ II: Depressive Episoden sowie
→ III: Suchterkrankungen vor allem die Alkohol- und Tranquilizerabhängigkeit.
→ Diagnose:
→ I: Anamnese/klinische Untersuchung:
→ 1) Umfassende Anamneseerhebung mit Exploration von Krankheitsbeginn, möglichen Auslösefaktoren, aber auch der familiären Situation etc.
→ 2) Klinische Untersuchung: Internistische Untersuchung mit Erfassung von Blutdruck, Puls, EKG, Langzeit-RR, Echokardiographie, evtl. Gastroösophagoduodenoskopie, Koloskopie, Routinelabor mit Schilddrüsenhormone TSH, T3/T4 etc.
→ Klinisch-relevant: Bei Verdacht auf das Vorliegen einer somatoformen Störung sollte schon bei der Exploration Techniken wie halbstrukturierte Anamneseerhebung oder biographische Interviews angewandt werden. Wichtig hierbei ist, dass die Gespräche gleichzeitig therapeutische und motivationsfördernde Eigenschaften aufweisen.
→ Differenzialdiagnose: Von der somatoformen autonomen Funktionsstörungen müssen insbesondere nachfolgende Erkrankungen abgegrenzt werden:
→ I: Agitierte-Depression: (Mit hypochronischen Symptomen) Hierbei besteht jedoch keine spezifische herzphobische Symptomatik.
→ II: Zönästhetische Form der Schizophrenie.
→ III: Somatisierungsstörungen: Es bestehen somatische Beschwerden in verschiedenen Bereichen und sind nicht konstant auf ein Organsystem bezogen.
→ Therapie: Im Mittelpunkt der Behandlung der somatoformen autonomen Funktionsstörungen steht die psychotherapeutische Behandlung. Voraussetzung ist eine stabile Patienten-Therapeuten-Beziehung u.a. durch Signalisierung von Verständnis und Akzeptanz und Steigerung der Behandlungsmotivation erreicht werden kann.
→ I: Psychotherapie: Sie beinhaltet vor allem:
→ 1) Psychoedukation mit umfangreicher Aufklärung über die Erkranung.
→ 2) Kognitive Verhaltenstherapie mit Erarbeiten von Zusammenhängen zwischen psychischen und körperlichen Symptomen anhand von Symptomtagebüchern sowie die Identifikation und Modifikation dysfunktionaler Kognitionen im Sinne einer kognitiven Umstrukturierung (A.T. Beck).
→ 3) Konfliktkonzentrierte Psychotherapie, aber auch
→ 4) Supportive Entspannungsübungen (z.B. Biofeedback).
→ II: Medikamentöse Therapie:
→ 1) In der Akutsituation können Benzodiazepine (z.B. Lorazepam 1-3mg oder Alprazolam 1mg) oder aber auch ß-Rezeptor-Blocker (z.B. Proranolol) appliziert werden.
→ 2) Langzeittherapie: In der Langzeittherapie der somatoformen autonomen Funktionsstörungen können SSRI wie Fluoxetin (20-40mg/d), Paroxetin (20-40mg/d) oder alternativ aber auch trizyklische Antidepressiva wie Imipramin (50-100mg/d) versucht werden.
→ Verlauf/Prognose:
→ I: Die somatoforme autonome Funktionsstörung neigt überwiegend zur Chronifizierung, insbesondere wenn eine diagnostische Unsicherheit mit sogenanntem „Doctor-Shopping“ besteht. Eine schwerwiegende Folge ist die psychosoziale Isolation.
→ II: Es existiert aber auch eine reaktive Form der somatoformen autonomen Funktionsstörung, die sich aufgrund von akuten Belastungen ausbildet; sie ist zumeist kurz andauernd und weist eine Spontanremission auf.
→ III: Negative Prognosefaktoren sind vor allem eine nicht selten auftretende Depression sowie die häufige Entwicklung einer Alkohol- und/oder Medikamentenabhängigkeit.
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→ Definition:
→ I: Bei der hypochondrischen Störung stehen objektiv unbegründete, jedoch anhaltende Krankheitsbefürchtungen und -überzeugungen im Vordergrund (fällt in die Guppe der somatoformen Störungen).
→ II: Körperliche Beschwerden und Missempfindungen werden als Vorbote einer schweren Erkrankung (z.B. AIDS, Malignom) angesehen, obwohl keine organischen Ursachen nachweisbar sind.
→ III: Des Weiteren zählt zur Hypochondrie auch die dysmorphophobe Störung. Hierbei handelt es sich um eine anhaltende, übertriebene Beschäftigung mit einem objektiv nicht-existenten Schönheitsmakel (zu große Nase, etc.), der einen erheblichen Leidensdruck hervorruft; wird auch als Dysmorphophobie bezeichnet.
→ Epidemiologie:
→ I: Die Prävalenz in allgemein-medizinischen Praxen liegt zwischen 3-14%, wobei Frauen genauso häufig wie Männer betroffen sind; eine familiäre Häufung ist bei der hypochondrischen Störung bekannt.
→ II: Der Manifestationsgipfel liegt zwischen dem mittleren und höheren Lebensalter (zumeist vor dem 50. Lebensjahr).
→ Klinik:
→ I: Anhaltende Überzeugung an einer schwerwiegenden Erkrankung zu leiden, auch wenn wiederholte Untersuchungen keine körperliche Erklärung geben.
→ II: Die hypochondrischen Befürchungen beziehen sich oftmals auf das Herz, den Magen-Darm-Trakt, Harn- und Geschlechtsorgane oder das ZNS.
→ III: Die wiederholten ärztlichen Versicherungen, nicht krank zu sein, werden nicht akzeptiert, vielmehr werden weitere klinische Untersuchungen von anderen Ärzten eingefordert = sogenanntes "Doktor-Shopping".
→ IV: Infolge der dauerhaften gedanklichen Beschäftigung sind soziale Beziehungen und berufliche Leistungsfähigkeiten immens gestört bzw. eingeschränkt.
→ V: Weitere Symptome: Sind u.a. Allgemeine Klagsamkeit, innere Unruhe und ängstliche Selbstbeobachtung.
→ VI: Bei der Dysmorphophobie klagen die Betroffenen über Mängel der körperlichen Erscheinung, oftmals im Gesichtsbereich (z.B. zu große Nase, Falten, Pigmentstörungen, vermehrte Gesichtsbehaarung, etc.).
→ Klinisch-relevant: Das Symptom "Dysmorphophobie" kann auch ein Wahnzeichen für eine schizophrene Störung sein.
→ Komorbidität: Nicht selten gehen die hypochondrischen Störungen mit weiteren psychischen Erkrankungen einher. Hierzu zählen u.a.:
→ I: Angststörungen, insbesondere die generalsierte Angststörung (bis zu 70% der Fälle) und die Panikstörung (bis zu 16%).
→ II: Depressive Episoden (bis zu 45% der Fälle) und die Dysthymie.
→ III: Somatisierungsstörungen sowie die
→ IV: Persönlichkeitsstörungen vor allem die paranoide PS, ängstlich-vermeidende PS oder die histrionische PS.
→ Diagnose:
→ I: Nach ICD-10 müssen die Symptome mindestens über einen Zeitraum von 6 Monate bestehen.
→ II: Es sollte ein gewissenhafter Ausschluss somatischer Erkrankungen erfolgen.
→ Klinsich-relevant: Die Untersuchungen müssen gezielt und unter Vermeidung unnötiger Diagnostiken erfolgen, um eine somatische Fixierung auf körperliche Symptome zu unterdrücken.
→ Differenzialdiagnose:
→ I: Vorübergehende hypochondrische Befürchtungen: Hierbei halten die Beschwerden weniger als 6 Monate an.
→ II: Hypochondrischer Wahn, bei dem sich der Patient nicht über ein kurzes Zeitintervall von seiner Überzeugung (z.B. durch eine weitere Untersuchung) distanzieren kann.
→ III: Schizohrenie: Insbesondere die Zönästhesien, als abnorme Leibesgefühle und -empfindungen, stellen keine Befürchtungen dar.
→ IV: Somatisierungsstörungen: Hierbei bestehen körperliche Beschwerden ohne eine spezifische Krankheitsbefürchtung.
→ V: Andere Erkrankungen wie Depression, Angststörungen, dissoziative Störungen/ Konversionsstörungen.
→ Klinisch-relevant: Medical-students-disease: (= Gesundheitsangst) Studenten, gerade in den klinischen Semestern, berichten über vorübergehende hypochondrische Ängste. Hierbei werden somatische Beschwerden vermehrt wahrgenommen und organischen Erkrankungen zugeordnet, die im jeweiligen Semester behandelt wurden.
→ Therapie: Die Behandlung der Hypochondrie gestaltet sich oftmals als sehr schwer, da die Betroffenen primär keine Einsicht über die Krankhaftigkeit ihrer Vorstellungen und Befürchtungen haben; in diesem Zusammenhang werden die psychotherapeutischen Interventionen häufig abgelehnt.
→ I: Psychotherapie:
→ 1) Vorrangiges Ziel ist die Psychoedukation mit umfangreicher Aufklärung über die Erkrankung und Förderung der Akzeptanz nicht-medizinischer Interventionen durch Aufbau von z.B. Coping-Funktionen.
→ 2) Gerade bei den hyochondrischen Störungen hat sich die kognitive Verhaltenstherapie mit Umstrukurierung dysfunktionaler Kognitionen durch Aufbau eines adäquaten Erklärungsmodells für somatische Symptome (der Patient soll lernen Köperempfindungen neu zu bewerten) etabliert. Weitere Therapieoptionen sind u.a. die Expositionstherapie, das Körperwahrnehmungstraining und die kognitiv-behaviorale Therapie.
→ 3) Ergänzende Therapiemaßnahmen: Haben sich als hilfreich erwiesen und umfassen
→ A) Entspannungsverfahren wie die progressive Mukelrelaxation und das Biofeedback,
→ B) Sport und Bewegunstherapie aber auch
→ C) Förderung sozialer Kontakte und Freizeitbeschäftigung.
→ II: Pharmakotherapie: Sie wird zumeist nur begleitend eingesetzt z.B.:
→ 1) Applikation eines schwach- bzw. leichtpotenten Anxiolytikums wie Opipramol (Dosierung 100mg/d), Buspiron (10mg/d) oder Hydroxyzin (50mg/d)
→ 2) Es gibt für die Antidepressiva aus der Gruppe der SSRI, wie z.B. Fluoxetin, gute Behandlungshinweise, insbesondere bei begleitender depressiver Verstimmung und Angst.
→ 3) Die Substitution von Neuroleptika kann bei extrem ausgeprägten hypochondrischen Überzeugungen (Neigung zum Wahnhaften) erwogen werden.
→ Verlauf/Prognose: Die hypochondrische Störung weist häufig einen chronisch-rezidivierenden bzw. chronisch-progredienten Verlauf mit starker Symptomfluktuation auf. Psychosozialer Stress triggert das Auftreten der Symptome und wiederholte Untersuchungen und Krankenhausaufenthalte tragen zur Verfestigung der Erkrankung bei. Bei ca. 50% der Betroffenen manifestiert sich im weiteren Krankheitsverlauf eine Besserung.
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→ Definition:
→ I: Bei den somatoformen Störungen handelt es sich um eine heterogene Gruppe von Krankheitsbildern, denen rezidivierende oder anhaltende Körperbeschwerden gemeinsam ist.
→ II: Den körperlichen Symptomen sind keine ausreichenden somatischen Befunde zuzuordnen, jedoch spielen Konflikte und Belastungssituationen bei der Entstehung eine entscheidende Rolle.
→ III: Durch die körperlichen Beschwerden sind die Betroffenen meist stark in ihrer beruflichen Leistungsfähigkeit, sowie in ihrer Freizeitgestaltung eingeschränkt und weisen nicht selten einen hohen Leidensdruck mit sozialem Rückzug auf.
→ IV: Die wichtigsten Subtypen der somatoformen Störungen sind insbesondere:
→ 1) Somatisierungsstörungen,
→ 2) Undifferenzierte Somatisierungsstörungen,
→ 3) Hypochondrische Störungen,
→ 4) Somatoforme Schmerzstörungen und
→ 5) Somatoforme autonome Funktionsstörungen.
→ Epidemiologie:
→ I: Die somatoformen Störungen stellen mit einer Prävalenz von 11% in der Allgemeinbevölkerung eine der häufigsten psychischen Störungen dar. Der Manifestationsgipfel liegt zumeist in der Adoleszenz und im frühen Erwachsenenalter und Frauen sind doppelt so häufig betroffen.
→ II: Bei der hypochondrischen Störung liegt die Prävalenz bei 4%, wobei die Geschlechterverteilung gleich ist.
→ III: Bei der Somatisierungsstörung liegt die Prävalenz bei 2-4%, in Krankenhäusern jedoch deutlich höher (bis 20%). Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer.
→ IV: Die somatoformen Schmerzstörungen sind nur schwer von den organischen Schmerzzuständen abzugrenzen. Frauen sind in etwa genauso häufig wie Männer betroffen; es besteht eine familiäre Häufung.
→ Ätiologie:
→ I: Die Entstehung der somatoformen Störungen ist multifaktoriell bedingt.
→ II: Auslösende Faktoren sind psychosoziale Belastungen wie intrafamiliäre Konflikte, Konflikte innerhalb der peer-group oder schulische bzw. berufliche Überforderung, aber auch Krankheiten.
→ III: Diese Belastungssituationen wiederum treffen auf eine individuelle Situation, die geprägt ist durch biologische Variablen, die eigene Persönlichkeitsentwicklung bzw. Persönlichkeitsstruktur (Entwicklungsstörungen), sowie evtl. Störungen im Bereich der Wahrnehmung und Konfliktverarbeitung, etc.
→ 1) Biologische Faktoren: Hypofrontalität mit vermindertem Metabolismus im Frontalhirn, vermehrte Aktivität im Bereich der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse, Störungen des serotonergen Neurotransmittersystems sowie eine genetische Disposition mit familiär gehäufter Manifestation (Familienangehörige 1. Grades).
→ 2) Persönlichkeitsstruktur: Bestimmte Persönlichkeitsstrukturen wie z.B. asthenische - oder selbstunsichere Persönlichkeiten weisen ein erhöhtes Risiko für die Ausbildung einer somatoformen Störung auf. Auch Patienten mit Alexithymie (= Unvermögen eigene Emotionen darzustellen bzw. mit diesen umzugehen) und gleichzeitiger physischer oder psychischer Belastung neigen dazu, eine somatoforme Störung zu entwickeln.
→ 3) Entwicklungsgeschichtliche Störungen: Hier zeigen sich nicht selten Störungen in der frühkindlichen Entwicklung in From von Verlusterfahrungen wichtiger Bezugspersonen, Vernachlässigung, aber auch körperlicher, seelischer oder sexueller Missbrauch auf.
→ 4) Lerntheoretische Faktoren:
→ A) Modelllernen: Häufig findet man in der unmittelbaren familiären Umgebung viele und z.T. schwerwiegende Krankheitserfahrungen. Eine Verstärkung erfolgt durch den primären (inneren) und sekundären Krankheitsgewinn (vermehrte Zuwendung, Entlastung durch die eigene Familie).
→ B) Gestörte Wahrnehmung und Beurteilung von Körperempfindungen durch einen interozeptiven Wahrnehmungsstil (= Fehlinterpretation normaler Organfunktionen als pathologisch).
→ C) Somatosenitiver Verstärker: Die gestörte körpereigene Wahrnehmung wird verstärkt durch die selektive Aufmerksamkeit auf eine spezifische Organfunktion und dysfunktionale Kognitionen wie katastrophisierendes Denken (nach A.T. Beck).
→ Beispiel: (z.B. Hypochondrische Störung) Charakteristisch ist die Zuwendung zu einer spezifischen Organfunktion (z.B. Herzrhythmus). Hierdurch kommt es zu einer körperlichen Anspannung, die einen vegetativen Regelkreis aktiviert, der wiederum die befürchtete Organstörung (Herzrhythmusstörung) verstärkt. So kann ein Patient, der sein Augenmerk auf die Herzfrequenz durch Pulsmessen legt Extrasystolen durch die dauerhafte körperliche Anspannung provoziet. Das wiederholte Erleben dieses Phänomens (Extrasystole) schließlich fixiert das Symptom.
→ 5) Psychoanalytische Faktoren: Unbewusste Konflikte und Triebimpulse werden im Sinne des Abwehrmechanismus (Konversion) auf das Körperliche übertragen.
→ Klinisch-relevant:
→ A) Die Frage, warum ein bestimmtes Organsystem betroffen ist, lässt sich in vieler Weise begründen. Jedoch besteht bei den meisten Menschen eine Anfälligkeit für ein bestimmtes Organ, funktionelle Störungen aufzuweisen.
→ B) Dies wird als Locus minoris resistencia (= Organminderung) bezeichnet und durch spezifische Anlagen bzw. somatische Vorerkrankungen hervorgerufen.
→ Komorbidität: Die somatoformen Störungen sind oftmals mit weiteren psychischen Störungen vergesellschaftet; hierzu zählen insbesondere:
→ I: (Unipolare) Depression,
→ II: Angststörungen,
→ III: Persönlichkeitsstörungen und nicht zuletzt
→ IV: Der Medikamentenmissbrauch.
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→ Definition:
→ I: Bei der somatoformen Schmerzstörung handelt es sich um ein chronisches, über mehrere Jahre bestehendes Syndrom, bei dem sich ein schwerer, persistierender und quälender Schmerz manifestiert für dessen Intensität und Ausgestaltung keine physiologischen Prozesse bzw. körperlichen Störungen eruierbar sind.
→ II: Nach ICD-10 lautet die Diagnose " chronische Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren".
→ Epidemiologie:
→ I: Diese Form der Störung wird unter den somatoformen Störungen relativ häufig diagnostiziert; insgesamt sind in Deutschland ca. 5-6 Millionen Menschen betroffen.
→ II: Der Manifestationsgipfel liegt zwischen der 4.-5. Lebensdekade, wobei Frauen häufiger von der somatoformen Schmerzstörung betroffen sind als Männer.
→ Ätiologie: Bei der Schmerzstörung handelt es sich um ein Zusammenspiel von verschiedenen emtionalen, motivierenden und intentionalen Faktoren.
→ I: Schmerz ist nicht nur die Folge einer somatischen Störung (= dualistisches Verständnis), sondern beinhaltet auch immer eine emotionale Komponente, da er schließlich subjektiv empfunden wird (= non dualistisches Verständnis).
→ II: Psychodynamische Faktoren: Das psychodynamische Modell postuliert, dass Affektionen vor allem körpernah ausgedrückt werden und der Mensch in Abhängigkeit seiner individuellen Autobiographie und Disposition unerträgliche Emotionen wie z.B. Wut, Traurigkeit und Verlassensängste nicht verbalisieren kann; somatisches Korrelat der Affektionen ist die Entwicklung von Schmerzzuständen.
→ III: Verhaltenstherapeutische Faktoren: Insbesondere die klassische und operante Konditionierung dienen der Aufrechterhaltung der Symptomatik (z.B. der Patient hat gelernt, dass er mehr Aufmerksamkeit erlangt, wenn es ihm schlecht geht).
→ IV: Weitere Faktoren: Situative Verstärker für die Entwicklung einer somatoformen Schmerzstörung stellen u.a. die:
→ 1) Individuellen Vorerfahrungen,
→ 2) Ungewissheit und
→ 3) Der Krankheitsgewinn dar.
→ Klinik:
→ I: Leitsymptom ist ein schwer lokalisierbarer, diffuser, chronifizierter Schmerz, der evtl. auf ein symbolisches Organ abzielt (Konfliktorgan z.B. Rückenschmerzen, Schmerzen in den Extremitäten, gastrointestinale Beschwerden mit Erbrechen, Dysphagie, Throaxschmerzen und Kurzatmigkeit etc.).
→ II: Die Gedanken sind z.T. vollständig auf das Thema "Schmerz" begrenzt.
→ III: Des Weiteren existieren Symptome wie innere Unruhe, dysphorische Grundstimmung, Erschöpfung und Schlafstörungen.
→ Klinisch-relevant:
→ A) Die Schmerzen werden vom Patienten als authentische Empfindungen wahrgenommen.
→ B) Die Schmerzsymptomatik entspricht zumeist nicht dem nervalen Versorgungsgebiet und ist nur schwer durch Analgetika beeinflussbar.
→ Komorbiditäten: Die somatoforme Schmerzstörung ist häufig mit weiteren psychischen Störungen vergesellschaftet. Hierzu zählen u.a.:
→ I: Affektive Störungen insbesondere die Depression,
→ II: Angststörungen,
→ III: Persönlichkeitsstörungen und nicht zuletzt der
→ IV: Alkohol- und Analgetikamissbrauch.
→ Diagnose:
→ I: Anamnese/klinische Untersuchung:
→ 1) Umfangreiche Exploration der Persönlichkeitsstruktur und des psychosozialen Umfeldes des Patienten.
→ 2) Gründliche Schmerzanalyse mit Eruierung der Art, Intensität, Auslösemechanismen, Lokalisation und der Dauer des Schmerzes. Evtl. Anlage eines Schmerztagebuches.
→ 3) Klinisch-apparative Untersuchung (Sono, Röntgen, CT etc.) zum Ausschluss von adäquaten Erkrankungen.
→ II: Diagnosekriterien der somatoformen Schmerzstörung nach ICD-10:
→ Differenzialdiagnose: Von der somatoformen Schmerzstörung müssen im klinischen Alltag insbesondere nachfolgende Erkrankungen abgegrenzt werden:
→ I: Chronische Schmerzen bei somatischen Erkrankungen.
→ II: Zönästhesien: Bei einigen Formen der Schizophrenie. Hierbei bestehen zusätzliche psychotische Symptome sowie ein fluktuierender Verlauf.
→ III: Somatisierte Form der unipolaren Depression.
→ IV: Hypochondrische Störung: Hier steht die ausgeprägte Befürchtung vor Erkrankungen im Vordergrund.
→ V: Münchhausen-Syndrom: Mit Vortäuschung von Erkrankungen und Beschwerden, um einen Klinikaufenthalt zu erreichen.
→ Therapie:
→ I: Psychotherapie:
→ 1) Im Vordergrund der Behandlung steht der Aufbau einer tragfähigen Patienten-Therapeuten- Beziehung (der Patient muss das Gefühl haben mit seinen Beschwerden ernst genommen zu werden).
→ 2) Psychoedukation: Mit ausführlicher Beratung und Aufklärung des Patienten und seiner Angehöriger, sowie die Erarbeitung des Störungsmodells.
→ 3) Psychotherapeutische Interventionen:
→ A) Hierbei stehen die Verhaltenstherapie wie Führen eines Schmerztagebuchs, Biofeedback, aber auch interpersonelle Therapie nach Klerman zur Verfügung.
→ B) Gegebenenfalls kann auch eine konfiktzentrierte Psychotherapie in Form z.B. eines tiefenpsychologischen Verfahren mit Bearbeitung früherer Traumatisierungen und Krankheitserfahrungen.
→ II: Begleitende Verfahren: Stützende Interventionen sind u.a.:
→ 1) Physiotherapie,
→ 2) Bewegungstherapie,
→ 3) Entspannungsübungen wie das autogene Training oder die progressive Muskelrelaxation.
→ III: Medikamentöse Therapie: Eine spezifische medikamentöse Therapie für die Behandlung der anhaltenden somatoformen Schmerzstörung existiert nicht, jedoch kann bei starken Beschwerden:
→ 1) Ein Antidepressivum wie Amitriptylin 50-100mg oder eine SNRI wie Duloxetin in einer Dosierung bon 30-60mg/d morgens oder
→ 2) Kombination mit einem Neuroleptikum wie Haloperidol 2-3mg/d oder Flupenthixol 1-2mg/d verabreicht werden.
→ Prognose:
→ I: Die somatoforme Schmerzstörung weist bei fehlender Therapie zumeist einen chronifizierten Krankheitsverlauf auf.
→ II: Insbesondere bei konfliktgebundenen Schmerzzuständen ist die Prognose bei adäquater Therapie gut.