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→ Indikation: Lamotrigin ist ein Antiepileptikum, besitzt einen antidepressiven Effekt und wird in der Behandlung nachfolgender Störungen eingesetzt:
→ I: Verschiedene Formen der Epilepsie bei Erwachsenen und Kinder ab 12 Jahren.
→ II: Lamotrigin ist in der Rezidivprophylaxe depressiver Episoden bei bipolaren affektiven Störungen indiziert. Hierbei ist die Wirkung im Vergleich zu Lithium deutlich besser.
→ III: Der positive Effekt bei "rapid-cycling" im Rahmen der bipolaren affektiven Störung Typ II wird z.T. kontrovers diskutiert.
→ IV: Zur Augmentation (= Wirkungsverstärkung) einer antidepressiven Therapie bei therapieresistenter Depression.
→ V: In Form einer Off-Lable Therapie in der Akutbehandlung schwerer (bipolarer) Depressionen weist es eine gute Wirksamkeit auf.
→ Klinisch-relevant: Lamotrigin ist jedoch nicht für die Behandlung der akuten Manie geeignet.
→ Wirkmechanismus: Dieser ist wie bei Valproat nicht genau geklärt. Angenommen wird eine Blockade spannungsabhängiger Natrium-, Kalium sowie der präsynaptischen Kalziumkanäle, die wiederum zur Hemmung der Glutamatfreisetzung (= NMDA-rezeptorantagonistischer Effekt) führt. Glutamat ist der wichtigste exzitatorische Neurotransmitter im ZNS.
→ Pharmakokinetik:
→ I: Nach oraler Gabe wird Lamotrigin im Magen-Darm-Trakt zu fast 100% resorbiert und erreicht die maximale Plasmakonzentration nach ca. 2 Stunden.
→ II: In der Leber erfolgt der Abbau durch Glukuronidierung, um anschließend renal ausgeschieden zu werden. Die Eliminationshalbwertszeit liegt beim Erwachsenen zwischen 24-35 Stunden und kann bei Komedikation mit anderen Substanzen (z.B. Carbamazepin) deutlich verlängert werden.
→ Wechselwirkungen: Es bestehen Wechselwirkungen insbesondere bei der Kombinationstherapie mit:
→ I: Valproat: Hierbei bockiert Valproat den Abbau von Lamotrigin, da es mit diesem um die hepatische Glukuronidierung konkurriert, gleichen Effekt hat eine schwere Leberfunktionsstörung. Die Folge ist ein rascher Anstieg der Lamotrigin-Plasmaspiegels (bis zu 50%).
→ II: Carbamazepin: Es beschleunigt den Abbau von Lamotrigin durch Induktion der Glukuroniedierung (weitere Induktoren sind Phenobarbital, Phenytoin, Primidon, etc.).
→ III: Östrogenhaltige Kontrazeptiva: Sie induzieren die Aktivität der Glucuronosyltransferase und senken somit den Lamotrigin-Plasmaspiegel.
→ Dosierung:
→ I: Da unter der Lamotrigin-Therapie relativ häufig schwere Hautreaktionen bis hin zum Lyell-Syndrom auftreten, ist zu Therapiebeginn eine einschleichende Dosisgabe von 25mg/d für 1-2 Wochen indiziert.
→ II: Ab der 3.- 4. Woche wird die Dosis auf 50mg/d gesteigert; ab der 5. Woche wird es um 50-100mg/d alle 1-2 Wochen erhöht.
→ III: Die Erhaltungsdosis liegt zwischen 100-200mg/d bis maximal 400mg/d.
→ IV: Ein therapeutischer Plasmaspiegel (5-15µg/ml) hat sich bei dieser Therapie nicht etabliert.
→ Nebenwirkungen: Lamotrigin weist ein geringes Nebenwirkungsprofil bei der Behandlung auf:
→ I: Psychiatrisch/Neurologisch: Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen mit Doppelbildern, Tremor, Ataxie, Bewusstseinsstörungen und Somnolenz.
→ II: Gastrointestinal: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö.
→ III: Veränderungen des Blutbildes mit Aämie, Thrombozytopenie, Neuropenie und Agranulozytose. Regelmäßige Blutbildkontrollen sind obligat.
→ III: Dermatologisch: Häufig tritt ein makulopapulöses Exanthem aus; sie können in den ersten Behandlungwochen aufgrund einer zu raschen Aufdosierung bzw. zu hohen Dosis auftreten. Selten kann es zu schweren lebensbedrohlichen allergischen Hautreaktionen in Form des Quincke-Ödems, Lyell-Syndroms bzw. Stevens-Johson-Syndrom kommen, sodass eine einschleichende Dosierung obligat ist.
→ Klinisch-relevant: Bezüglich der Gewichtszunahme weist Lamotrigin einen deutlichen Vorteil gegenüber den anderen Phasenprophylaktika auf.
→ Kontraindikationen: Absolute Kontraindikationen sind schwere Leber- und Nierenfunktionsstörungen sowie die Schwangerschaft. Zu den relativen - gehören gleichzeitige Therapie mit Valproat (Halbierung der Dosis) Nierenfunktionsstörungen oder der Morbus Parkinson.
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→ Indikation: Indikationen für eine Valproat Therapie, einem Antiepileptikum, sind:
→ I: Mittel der ersten Wahl in der Akuttherapie der generalisierten epileptischen - und fokalen Anfällen sowie im Rahmen des Status epilepticus (weist ein sehr breites Therapiespektum in der Behandlung der Epilepsie auf und ist sowohl bei allen partiellen - als auch bei allen generalisierten Anfällen, einschließlich der Absencen, wirksam).
→ II: Akutbehandlung der Manie zum einen durch einen sedierenden Effekt, als auch infolge der guten Ansprechbarkeit bei dysphorer Symptomatik (z.B. Symptome wie Impulsivität, Aggressivität und Hyperaktivität); aber auch bei "Rapid-cycling" Verläufen.
→ III: Rezidivprophylaxe bipolarer affektiver - und schizoaffektiver Störungen.
→ Klinisch-relevant: Valproat zeigt bei der Rezidivprophylaxe bipolarer affektiver Störungen aufgrund seine besseren Verträglichkeit einen deutlichen Vorteil gegenüber dem Standardpräparat, Lithium.
→ Wirkungsmechanismus: Der Wirkmechanismus der Valproinsäure ist noch nicht genau geklärt. Angenommen wird eine Beeinflussung der Natrium-, Kalzium- (vom T-Typ) und Kaliumkanäle, sowie der Second-messenger-Systeme und des GABA-ergen Systems (aber auch des serotonergen -) durch Steigerung der Transmission und Hemmung des GABA-Abbaus. Demzufolge soll Valproat die GABA-Transaminase hemmen und die GABA-Decarboxylase (Hauptenzym der GABA-Synthese) aktivieren, sodass die GABA-Konzentration im synaptischen Spalt durch Hemmung des abbauenden Enzyms und Aktivierung des synthetisierenden Enzyms erhöht wird.
→ Pharmakokinetik:
→ I: Valproat unterliegt, wie Carbamazepin, pharmakokinetisch starken Schwankungen, sodass initial eine individuelle Dosisanpassung erfolgen muss.
→ II: Nach oraler Gabe zeigt sich ein rascher Wirkeintritt und es besteht zumeist eine 100%-ige Bioverfügbarkeit.
→ III: Es wird im Blut an Plasmaprotein (überwiegend Albumin) gebunden und in der Leber mittels Glukuronidierung metabolisiert.
→ IV: Die Ausscheidung erfolgt renal mit einer Eliminationshalbwertszeit von 8-16 Stunden.
→ Wechselwirkungen:
→ I: Valproat senkt den Plasmaspiegel des freien Carnithins, was zu einer Hyperammonämie mit möglicher Enzephalopathie führen kann.
→ II: Ein Kombinationstherapie mit Antikoagulanzien (Thrombozytenaggregationshemmern wie z.B. COX-I-Hemmer, ASS, ADP-Rezeptorantagonisten, Glykoprotein-IIb/IIIa, etc.) begünstigt eine erhöhte Blutungsneigung infolge einer Wirkungsverstärkung.
→ III: Bei einer Kombination mit Carbamazepin kann durch die Aktivierung der Glukuronyltransferase der Valproat-Plasmaspiegel sinken.
→ Nebenwirkungen: Das Valproat wird im Vergleich zu den anderen Phasenprophylaktika gut vertragen. Wichtige NW sind:
→ I: Gastrointestinal: Gerade zu Therapiebeginn können Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle auftreten.
→ II: Vegetativ: Hierbei stehen Kopfschmerzen, Müdigkeit bzw. Sedierung (erwünscht bei der Akuttherapie der Manie), Tremor und evtl. Ataxie im Vordergrund. Des Weiteren können sich Parästhesien, Verwirrheitszustände und Stupor manifestieren.
→ III: Transaminasen-Erhöhung: Ist meist reversibel; In selten Fälle kann es jedoch zwischen dem 2.-6. Monat der Valproat-Therapie gerade bei Kindern < 3. Lebensjahr und Jugendlichen infolge einer Leberparenchymnekrose zu einem toxischen Leberversagen bzw. zu einer Pankreatitis kommen.
→ IV: Weitere Nebenwirkungen: Sind Thrombozytopenie (z.B. medikamenteninduzierte idiopathische thrombozytopenische Purpura, etc.), Leukopenie (zumeist dosisabhängig und reversibel), selten Panzytopenie sowie aplastische Anämie, Gewichtszunahme, akute Pankreatitis und nicht zuletzt Haarausfall, der sich bei Fortführung der Therapie zurückbildet.
→ Dosierung:
→ I: Während bei der Akutbehandlung der Manie ein rascher Wirkungseintritt durch schnelle Aufsättigung (20mg/kgKG/d = 1500mg bei 75kg) erzielt wird, ist in der Rezidivprophylaxe eine einschleichende Aufsättigung indiziert.
→ II: Hierbei wird, um Nebenwirkungen zu vermeiden, Valproat einschleichend mit einer initialen Dosis von 2x 300mg/d verabreicht; die Erhaltungsdosis liegt zwischen 1200-2400mg/d.
→ III: Der therapeutische Wirkungsspiegel der Valproinsäure liegt zwischen 50-100µg/ml.
→ Klinisch-relevant: Wichtig ist die regelmäßige Kontrolle folgender klinischer Parameter wie Blutbild, Kreatinin, Leberenzyme, Amylase und Lipase, Gerinnungsparameter (Thrombozytopenien und Koagulopathien) und nicht zuletzt der Valproat-Plasmaspiegel (50-100µg/ml).
→ Kontraindikationen: Wichtige Kontraindikationen für die Einnahme von Valproat sind insbesondere:
→ I: Schwere Funktionsstörungen der Leber (in der Eigen- und Familienanamnese) und des Pankreas. Bei Kleinkindern kann es zu einem Leberzerfallkoma mit letalem Ausgang kommen.
→ II: Gerinnungsstörungen.
→ III: Schwangerschaft (hohes teratogenes Risiko); Valproinsäure führt insbesondere im 1. Schwangerschaftstrimenon zu Neuralrohrdefekten (z.B. Spina bifida), kraniofaszialen Missbildungen und Intelligenzminderung beim ungeborenen Kind.
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→ Definition: Carbamazepin ist ein Dibenzapinderivat, welches strukturell dem trizyklischen Antidepressivum, Imipramin, ähnelt und wird als Antiepileptikum bzw. Phasenprophylaktikum insbesondere bei psychischen und neurologischen Störungen eingesetzt.
→ Indikation: Wichtige Indikationen für eine Therapie mit Carbamazepin sind u.a.:
→ I: In der Akuttherapie der Epilepsie (z.B. partielle Anfälle, generalisierte Anfälle) sowie zum Anfallsschutz.
→ II: In der Behandlung von neuropathischen Schmerzsyndromen wie z.B. die Trigeminusneuralgie, der Phantomschmerz, Clusterkopfschmerz, Migräne, etc.
→ III: In der Entzugsbehandlung zur Prophylaxe von epileptischen Anfällen bei bestehender Alkoholabhängigkeit.
→ IV: Rezidivprophylaxe bipolarer affektiver Störungen, wenn eine Lithium-Therapie nicht ausreichend bzw. kontraindiziert ist oder zu starke Nebenwirkungen hervorruft oder aber auch bei den Rapid-Cycling Episoden (> 4 Phasen/Jahr) im Rahmen bipolarer Störungen.
→ V: Nicht zuletzt in der Behandlung einiger neurotischer Störungen wie z.B. motorische Tics oder das Gilles-de-la-Tourette-Syndrom.
→ Klinisch-relevant: Carbamazepin hat trotz guter Responserate bei der akuten Manie keine Zulassung.
→ Wirkmechanismus: Der genaue Wirkungsmechanismus ist bis heute noch nicht geklärt. Carbamazepin blockiert jedoch spannungsabhängige Na+-Kanäle und hat eine modulierende Wirkung auf spezielle Kalzium-Kanäle (T-Typ), die einen stabilisierenden Effekt auf die Membran haben und somit die Ausbreitung postsynaptischer Impulse vermindern. Des Weiteren werden Effekte insbesondere auf das GABAerge System diskutiert.
→ Pharmakokinetik:
→ I: Nach oraler Gabe wird es relativ langsam (2-8 Stunden) zu 80% resorbiert und im Blut an Plasmaprotein gebunden. Im ZNS erreicht Carbamazepin annährend die gleiche Konzentration wie im Plasma.
→ II: Der Abbau erfolgt in der Leber über das Cytochrom-P-450-System, hauptsächlich über die CYP 3A4, zum Carbamazepin-10-11-Epoxid und wird dann weiter über die Epoxidhydrolase metabolisiert. Die Eliminationshalbwertszeit liegt bei 30-40 Stunden.
→ Wechselwirkungen: Carbamazepin vermindert die Wirkung der:
→ I: Antidepressiva und Antipsychotika.
→ II: Kontrazeptiva und Cumarine.
→ III: Umgekehrt steigt der Carbamazepin-Serumspiegel bei der gleichzeitigen Gabe von Erythromycin.
→ Klinisch-relevant: Carbamazepin induziert die Aktivität des Cytochrom-P-450-Systems, gerade der CYP 1A2, CYP 2C9, CYP 2C19 und der CYP3A4 (= Autoindukation) sowie der Epoxidhydrolase. Folge ist die Steigerung des (Eigen-) Metabolismus als sogenannte "Autoinduktion" (insbesondere über die CYP3A4) und die konsekutive Abnahme der Eliminiationshalbwertszeit. Diesbezüglich ist zu Therapiebeginn eine regelmäßige Dosisanpassung und Plasmaspiegelkontrolle unerlässlich.
→ Nebenwirkungen: Charakteristische Nebenwirkungen treten meist initial zu Therapiebeginn und bei schneller Aufdosierung auf (sind dosisabhängig und mit Dosisreduktion reversibel). Hierzu zählen u.a.:
→ I: Vegetativ: Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Schwindel, Benommenheit.
→ II: Neurologisch: Doppelbilder, Nystagmus und Ataxie, aber auch Flapping tremor (= Asterixis = gobschlägiger Tremor), Dyskinesien und Dysarthrie.
→ III: Kardiovaskulär: Bradykardie, AV-Block, aber auch arterielle Hypotonie.
→ IV: Hämatologisch: Thrombozytopenie (u.a. die induzierte idiopathische thrombozytopenische Purpura, etc.), Leukozytopenie (die in 2% der Fälle persistiert, regelmäßige Blutkontrollen sind obligat), Agranulozytose, hämolytische oder aplastische Anämie.
→ V: Hepatisch: Erhöhung von yGT, GPT, alkalischer Phosphatase und Bilirubin.
→ VI: Gastroenterologisch: Übelkeit, Erbrechen, Darmmotilitätsstörungen.
→ VII: Nephologische: Störungen des Wasser- und Elektrolyhaushaltes (insbesondere die Hyponatriämie), evtl. Proteinurie, Hämaturie, in seltenen Fällen interstitielle Nephritis und akutes Nierenversagen.
→ VII: Endokrin: Erhöhung des Cortisols sowie der Schilddrüsenparameter T3/T4. Erniedrigung der Natriumkonzentration insbesondere bei einer Kombinationstherapie mit SSRI und Natriuretika (z.B. Schleifendiuretika, Thiaziddiuretika etc.).
→ Klinisch-relevant:
→ A) Bei einer Kombinationstherapie mit einem SSRI oder MAO-Hemmer besteht die vermehrte Gefahr der Entwicklung eines serotonergen Syndroms.
→ B) Eine Carbamazepin-induzierte Hyponatriämie (< 120mmol/l) darf nur langsam korrigiert werden, um das Risiko einer pontinen Myelinolyse zu vermeiden.
→ C) Nicht selten bildet sich ein allergisches Exanthem mit/ohne Fieber aus, evtl. abe auch eine allergische Alveolitis, Vaskulitiden oder ein Angioödem, in schweren Fällen ein Lyell-Syndrom.
→ Dosierung:
→ I: Carbamazepin sollte initial einschleichend verabreicht werden, um mögliche Nebenwirkungen zu vermeiden.
→ II: Die mittlere Tagesdosis liegt zwischen 600-1800mg liegen.
→ III: Der Wirkspiegel (= Serumkonzentration) liegt liegt bei 6-12µg/ml.
→ IV: Routinekontrolle: Unter der Therapie mit Carbamazepin müssen vor Therapiebeginn und in regelmäßigen Abständen nachfolgende Kontrollen erfolgen:
→ 1) Leberwerte, Blutbild, einschließlich Differenzialblutbild zum Ausschluss einer Agranulozytose. Diese ist zu Therapiebeginn wöchentlich, später dann monatlich indiziert.
→ 2) EKG zum frühzeitigen Erkennen einer Bradykardie bzw. eines AV-Blocks (EKG-Befund: AV-Block).
→ 3) Regelmäßige Bestimmung des Carbamazepinspiegels (6-12µg/ml).
→ Klinisch-relevant: Ein sofortiges Absetzen von Carbamazepin ist indiziert:
→ Kontraindikationen: Wichtige Kontraindikationen für die medikamentöse Therapie sind:
→ I: Gravidität und Stillzeit,
→ II: Klinisch relevante Konchenmarksschädigungen, Leukopenie,
→ III: Komedikation mit Clozapin, da das Risiko einer Agranulozytose deutlich erhöht wird, aber auch mit irreversiblen MAO-Hemmern, natriuretischen Substanzen (z.B. Schleifendiuretika, Thiaziddiuretika), arrhythmogenen Medikamenten sowie der vermehrte Genuss von Grapefruit (Carbamazepinspiegelerhöhung).
→ IV: Auch die gleichzeitige Behandlung mit Lithium stellt aufgrund der potenziellen Neurotoxizität eine relative Kontraindikation dar.
→ V: Schwere Leber- und Nierenfunktionsstörungen,
→ VI: Akute intermittierende Porphyrie,
→ VII: AV-Blockierung (EKG-Befund: AV-Block).
→ VIII: Bekannte Überempfindlichkeit gegen trizyklische Antidepressiva (insbesondere Imipramin).
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→ Allgemein: Bei Lithium (bzw. Lithiumsalze) handelt es sich um ein Alkalimetall, das als gut wirksames Phasenprophylaktium zu nachfolgenden psychischen Störungen eingesetzt wird.
→ I: Behandlung der akuten Manie (zumeist in Kombination mit einem Neuroleptikum),
→ II: Rezidivprophylaxe manischer Episoden im Rahmen bipolarer Störungen,
→ III: Rezidivprophylaxe depressiver Episoden bei rezidivierenden depressiven Störungen,
→ IV: Akuttherapie und Rezidivprophylaxe schizoaffektiver Störungen eingesetzt werden kann. Zudem dient es zur
→ V: Augmentation: (= Wirkungsverstärkung) Hierbei verstärkt Lithium die Wirkung der Antidepressiva und Neuroleptika.
→ VI: Zudem weist Lithium einen eigenständigen antisuizidalen Effekt auf.
→ Wirkungsmechanismus: Ist noch nicht genau geklärt. Lithium, ein sehr kleines Kation, dringt über Na+-Kanäle in die Zelle ein. Folge ist eine intrazelluläre Akkumulation des Lithiums mit Reduktion der intrazellulären Kaliumkonzentration. Zudem moduliert es die Plastizität der Neurone durch Hemmung der Phosphatidylinositol- und Glykogensynthase-Kinase-3-Signalwege, sowie der cAMP.
→ Pharmakokinetik:
→ I: Lithium wird nach oraler Zufuhr im Darm vollständig resorbiert und erlangt nach 1-3 Stunden die maximale Serumkonzentration.
→ II: Die HWZ beträgt 24-(30) Stunden, sodass die Steady-State Situation erst nach ca. 1 Woche erreicht wird.
→ III: Lithium wird weder an Plasmaproteine gebunden, noch metabolisiert, sondern der Großteil unverändert über die Niere ausgeschieden.
→ IV: Lithium ist plazenta- und muttermilchgängig.
→ Dosierung/Plasmaspiegel:
→ I: Die durchschnittliche Tagesdosis von Lithium beträgt ca. 400-900mg/d.
→ II: Der empfohlene Plasmaspiegel des Lithiums sollte bei der:
→ 1) Rezidivprophylaxe zwischen 0,6-0,8 mmol/l liegen. Es erfolgt eine einschleichende Aufdosierung.
→ 2) Behandlung der akuten Manie 0,9-1,2 mmol/l betragen. Initial ist die Gabe einer mittleren Tagesdosis indiziert.
→ Darreichungsform: Lithium steht als schnell resorbierbare Tablette und in Retardform zur Verfügung. Gerade bei der Retardform werden Lithiumspitzen vermieden, sodass mögliche Nebenwirkungen gering gehalten werden.
→ Klinisch-relevant:
→ A) Im Zuge der Abnahme der glomerulären Filtrationsrate im Alter sind bei älteren Patienten geringere Tagesdosen zum Erreichen des therapeutischen Serumspiegels notwendig.
→ B) Lithium besitzt nur eine geringe therapeutische Breite (0,6-0,8mmol/l), sodass regelmäßige Kontrollen des Serumspielgs obligat sind.
→ Nebenwirkungen: Sind insbesondere:
→ I: Neurotoxische Symptome mit Schwindel, feinschlägiger Tremor (evtl. Behandlung mit Propranolol) und Ataxie.
→ II: Müdigkeit und kognitive Leistungsstörungen.
→ III: Euthyreote Struma durch Hemmung der Jodaufnahme (Gabe von L-Thyroxin), Hypothyreose, aber auch Hyperparathyreoidismus.
→ IV: Herzrhythmusstörungen wie Arrhythmien und QT-Verlängerungen.
→ V: Polyurie, Polydypsie (pharmakogen-induzierter, nephrogener Diabetes insipdus durch Hemmung der ADH-Wirkung im Sammelrohr; dies ist dosisabhängig und lässt sich durch Kalium-sparende Diuretika verbessern), später Nierenfunktionsstörungen bis hin zum akuten Nierenversagen.
→ VI: Gastrointestinale Störungen wie Übelkeit, Erbrechen und Diarrhoe.
→ VII: Gewichtszunahme.
→ Klinisch-relevant: Da Lithium wie Natrium ein einwertiges Kation ist, konkurriert es mit diesem um die tubuläre Rückresorption, sodass die Eliminationsrate direkt von der Na+-Konzentration abhängig ist. Jeder Natrium-Verlust (infolge von Durchfällen, Hyperhidrosis, Fieber, natriumarme Diät, Morbus Addison) führt zu einer gesteigerten renalen Rückresorption von Lithium mit der Gefahr der Lithiumintoxikation.
→ II: Wechselwirkungen:
→ 1) Thiaziddiuretika/Schleifendiuretika: Intoxikationsgefahr durch verminderte renale Lithiumausscheidung, da die Diuretika über die von ihnen verursachte Hyponatriämie zu einer erhöhten tubulären Lithium-Rückresorption führen.
→ 2) NSAR: (z.B. Diclofenac/Ibuprofen) Auch hier besteht eine Serumspiegel-Anstieg durch verminderte renale Ausscheidung.
→ 3) Tetrazykline: Erhöht den Lithiumspiegel.
→ 4) ACE-Hemmer: Vermindern die Lithium-Ausscheidung.
→ 5) Kalziumantagonisten: Vom Verapamil-/Diltiazem-Typ steigern die neurotoxische Wirkung des Lithiums.
→ 6) Carbamazepin: Auch dies steigert die Neurotoxizität des Lithiums mit der erhöhter Gefahr von Verwirrheitszuständen.
→ Klinisch-relevant: Die Kombination von Lithium mit einem SSRI, SNRI aber auch mit dem serotonerg-wirkenden, trizyklischen Antidepressivum, Clomipramin, kann ein serotonerges Syndrom hervorrufen.
→ Kontraindikationen:
→ I: Schwere Nierenerkrankungen wie Niereninsuffizienz (GF< 30ml/min), Glomerulonephritiden.
→ II: Schwere Herz-Kreislauferkrankungen z.B. Herzinsuffizienz, akuter Myokardinfarkt.
→ III: Akute Wasser- und Elektrolytstörungen, insbesondere die Hyponatriämie bei Morbus Addison oder anderer Genese.
→ IV: Langzeittherapie mit Saluretika (HCT) mit konsekutiver Verschiebung der Na+- und K+-Konzentration.
→ V: Neurologische Erkrankungen: Wie die Myasthenia gravis und Epilepsie.
→ VI: Schwangerschaft im 1. Trimenon (mögliche teratogene Wirkung) und Stillzeit.
→ Richtlinien der Lithium-Therapie: Lithium besitzt eine geringe therapeutische Breite (therapeutischer Lithium-Spiegel 06-1,2mmol/l), weswegen der Serumspiegel in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden muss (die Blutentnahme sollte 11-13 Stunden nach der letzten Lithiumeinnahme efolgen):
→ I: Vor Therapiebeginn:
→ 1) Hierbei ist eine ausführliche Aufklärung des Patienten über:
→ A) Der Lithiumwirkungseintritt in der Akuttherapie der Manie erfolgt mit einer Latenz von 5-7 Tagen, bei der Rezidivprophylaxe kann bis zu 6 Monaten dauern. In dieser Zeit dürfen wiederkehrende Symptome nicht als Wirkungslosigkeit des Medikaments angesehen werden.
→ B) Mögliche Nebenwirkungen von großer Bedeutung.
→ 2) Kontrolluntersuchungen:
→ A) Anamnese/klinische Untersuchung: Wie Erfassung von Kontraindikationen, Messung des Halsumfangs, des Körpergewichts sowie Kontrolle von Puls, RR und EKG.
→ B) Labor: Bestimmung der Kreatininclearance, des Urinstatus, der Schilddrüsenparameter (TSH, fT3/fT4) und Elektrolyte sowie die Durchführung eines Schwangerschaftstests, da Lithiumsalze teratogen wirken (unter Lithiumtherapie wurden kardiovaskuläre Missbildungen wie die Ebstein-Anomalie beschrieben.
→ II: Während der Therapie:
→ 1) Bei der stabilisierenden Therapie (= Rezidivprophylaxe) ist eine einschleichende Dosierung indiziert.
→ 2) Bezüglich der Akuttherapie einer manischen Episode ist unter klinischer Kontrolle die sofortige Gabe einer mittleren Tagesdosis obligat.
→ 3) Bei der täglichen Lithium-Applikation wird eine 2-malige Gabe morgens und abends empfohlen.
→ 4) Mit einer HWZ von 24 Stunden wird eine Steady-State-Situation (= Fließgleichgewicht zwischen Resorption und Elimination) nach 5-6 Tagen erreicht und erst anschließend ist die adäquate Bestimmung des Lithium-Serumspiegels möglich.
→ Klinisch-relevant:
→ A) Die Blutabnahme sollte 11-13 Stunden nach der letzten Einnahme erfolgen.
→ B) Kontrollen des Lithium-Spiegels:
→ 1) Im 1. Monat wöchentlich,
→ 2) Im 1. Halbjahr monatlich,
→ 3) Danach alle 3 Monate.
→ C) Der therapeutische Lithium-Spiegel für die Akuttherapie liegt zwischen 0,8-1,2mmol/l, in der Rezidivprophylaxe zwischen 0,6-0,8mmol/l.
→ 5) Weitere Kontrollen: Unter der Lithium-Therapie sind jährliche Kontrollen des Kreatininclearance und EKGs (siehe oben). unerlässlich.
→ III: Beendigung der Therapie: Die medikamentöse Therapiedauer ist abhängig von der zugrundeliegenden Erkrankung. Allen gemeinsam sollte Lithium jedoch über Monate ausschleichend abgesetzt werden, um das Rezidivrisiko zu minimieren.
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→ Definition: Bei den Phasenprophylaktika (= Mood-Stabilizer) handelt es sich um eine Gruppe von Substanzen, die zur Stabilisierung manischer und/oder depressiver Episoden im Zuge bipolarer Störungen, Manien und deren Rezidivprophylaxe sowie bei schizoaffektiven Störungen zum Einsatz kommen. Ziel ist es, die Dauer und Schwere der manischen bzw. depressiven Episoden zu reduzieren.
→ Substanzen: Zu den Phasenprophylaktika gehören:
→ I: Lithium (angenommen wird eine Stabilisierung der Neurotransmission auf der "second-messenger"-Ebene durch Hemmung der Inositolphosphatase mit konsekutiv vermehrter Noradrenalinfreisetzung).
→ II: Antiepileptika:
→ 1) Carbamazepin (diskutiert wird eine Blockade des Glutamats, das wiederum den transzellulären K+ und Ca-2+-Transport beeinflusst).
→ 2) Valproat (erhöht die GABA-Freisetzung und vermindert den Dopaminumsatz) und
→ 3) Lamotrigin, welches für die Akuttherapie der Manie nicht geeignet ist.
→ III: Antipsychotika der 2. Generation: Gerade Quetiapin, Olanzapin und Aripiprazol weisen eine rezidivprophylaktische Wirkung vor allem bei manischen Episoden auf.
→ Indikationen:
→ I: Rezidivprophylaxe unipolarer Depressionen; hierbei ist insbesondere Lithium indiziert.
→ II: Rezidivprophylaxe von depressiven Episoden bei bipolaren Störungen: Lithium, Carbamazepin oder Lamotrigin sind zugelassen.
→ III: Rezidivprophylaxe der Manie im Zuge bipolarer Störungen: Hierbei hat sich die Gabe von Lithium, Carbamazepin oder Valproat etabliert.
→ IV: Akuttherapie der euphorischen Manie: Es werden vorwiegend Lithium oder Valproat appliziert.
→ V: Akuttherapie der dyphorischen Manie: Valproat oder Carbamazepin.
→ VI: Therapie des Rapid-Cycling: Valproat und Carbamazepin sind Mittel der Wahl; Lamotrigin nur, wenn ausschließlich depressiven Episoden bestehen.
→ Klinisch-relevant:
→ A) Alle Phasenprophylaktika, außer Lamotrigin, haben eine deutlich bessere Wirkung auf manische Episoden als auf die depressive.
→ B) Lamotrigin steht bei der Behandlung von depressiven Episoden im Rahmen bipolarer affektiver Störungen im Vordergrund.
→ C) Bei den Phasenprophylaktika besteht keine Abhängigkeitsentwicklung.